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Die "Grüne Neune"

Full text: Humoristische Rückblicke auf Berlins "gute alte" Zeit von 1834 bis 1864 / Wauer, Hugo (Public Domain)

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höchst unheimliche Kunstpausen eintraten, und da die erste 
Liebhaberin mit einem handbreit unter dem Oberkleide 
hervorhängenden recht schmutzigen Unterrock einher— 
stolzirte, so war es uns beim besten Willen nicht 
möglich, unsre Heiterkeit vollständig zu maskiren, ob— 
wohl wir das vorher ausdrücklich verabredet hatten. 
Und da es außerdem im Saale so kalt war, daß den 
Darstellern der Atem wie dicke Rauchwolken entströmte, 
und wir trotz anbehaltener Paletots erbärmlich froren, 
so machten wir, sobald der Vorhang fiel, daß wir 
fortkamen. 
Aber noch ehe wir den Ausgang des Gartens 
erreicht hatten, stürmten sechs augenscheinlich rauf— 
lustige Grüneneuner an uns vorüber und vertraten 
uns den Weg. 
„Was wollen Sie denn von uns?“ fragte ich. 
„Eich Lausejungens de Jacke vollhauen! Besonders 
Dir langen Limmell!“ rief der Vorderste und führte 
einen Faustschlag nach meinem Gesicht. 
Ich parirte und gab ihm einen Boxerstoß, daß 
er zurücktaumelte, auf den Rücken fiel und wie tot 
liegen blieb. 
Seine Raufgenossen standen wie Salzsäulen. 
„Wünschen Sie sonst noch Etwas?“ fragte ich. 
Aber allem Anscheine nach waren ihre Wünsche 
vollständig befriedigt und als ihr Toter sich zu regen 
begann, halfen sie ihm auf und führten ihn, der noch 
eben so siegesgewiß „mit tausend Masten“ hinaus— 
geschifft war, als einen „still auf gerettetem Boot in 
den Hafen treibenden Greis“ zurück in Thalia's heilige 
Hallen. — — —
	        
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