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Straßen. Zum Beispiel Jägerstraße 11, Hofschlächter
E. Kühne, Taubenstraße 17, unmittelbar am König—
lichen Schauspielhause, Hofschlächter Brösicke, Kanonier—
straße 18, Hofschlächter Nowack, Behrenstraße 24, jetzt
Siechen, Hofschlächter L. Kühne u. s. w.
In allen Straßen, die nebenbei gesagt fast ohne
Ausnahme ein so miserables Pflaster hatten, wie es
heute in keiner Straße Berlins mehr zu finden ist,
trennte auf jeder Seite ein tiefer, stets mit dickflüssigem
und meistens stinkendem Schmutz angefüllter Rinnstein
den Bürgersteig vom Fahrdamm. Auf jedem Hof
mußte ein Brunnen und eine Senkgrube für Abwässer
und Exkremente vorhanden sein; aber die Anlagen
waren fast überall so verständnisinnig eingerichtet, daß
die ausgegossenen Abwässer nicht in die Senkgrube
liefen, sondern durch den Abflußkanal, der, bedeckt mit
starken Bohlen, sich in der Mitte eines jeden Hausflurs
und unter dem Bürgersteige hinzog, und ergossen sich
dann in den Straßenrinnstein, und zwar unter der
ebenfalls aus starken Bohlen bestehenden „Brücke“,
welche in einer Länge von etwa vier Metern vor jeder
Hauseinfahrt von dem Bürgersteige bis nach dem
20 -40 Zentimeter tiefer liegenden Fahrdamme führte.
Es war erlaubt, Gefäße, die unreine Flüfsigkeiten
ohne feste Bestandteile enthielten, in den Straßenrinn⸗
stein zu entleeren; aber die Dienstmädchen machten sich
keineswegs ein Gewissen daraus, diese Opferstätten
mit recht unappetitlichen „festeren Bestandteilen“ zu
dekoriren.
Wenn dann im Winter alles Flüssige festfror und
darauf der Schnee fiel, der sich in der Nähe der