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Der Schafgraben und die Bootflotille auf dem Neuen See

Full text: Humoristische Rückblicke auf Berlins "gute alte" Zeit von 1834 bis 1864 / Wauer, Hugo (Public Domain)

der Berliner einen „langen spillrigen Kerl“ nennt 
der Poet aber mit „schlank wie eine Tanne“ zu 
bezeichnen liebt. 
Der poetische Vergleich wurde von dem Heere 
meiner Bekannten nur in sehr vereinzelten Fällen ge— 
braucht, und wenn es wirklich einmal geschah, dann 
hatte der Ton eine Färbung, welche eine höchst bedenk— 
liche Familienähnlichkeit mit der Farbe der Ironie be— 
merkbar werden ließ. Verkehrte oder verdrehte 
Tanne war schon gangbarer, öfter jedoch wurden die 
durchaus unpoetischen Bezeichnungen „Hopfenstange“ 
und „lange Latte“ hörbar, die Regel aber bildete 
„Don Quixote“ und eines schönen Tages sagte 
Theodor Döring zu meinem Vater: 
„Weißt Du, es ist wahrhaft erschütternd, wenn 
Dein Schlenkerhans seine Verbeugung lindwurmisirt. Der 
Bengel ist unwiderstehlich komisch. Der reine Don 
Quixote. Ich an Deiner Stelle würde ihn — — 
General⸗-Intendant studiren lassen.“ 
General⸗Intendant! — Um diese unehrerbietige 
Bemerkung Dörings zu erklären, muß ich nun ein 
Porträt entwerfen, welches der jetzigen Generation, die 
sfich das hohe Amt nur in Verbindung mit den im— 
ponirenden Persönlichkeiten des Grafen Hochberg und 
der Herren von Hülsen Vater und Sohn zu denken 
vermag, als eine ganz ungeheuerliche Uebertreibung 
erscheinen muß; deshalb halte ich es für nötig, nach— 
drücklichst zu betonen, daß nicht der fünfzehnjährige 
Schlenkerhans dies Porträt gemalt hat, sondern ein 
hoher Siebziger, der den Ritter von Küstner bis zu 
dessen glücklicher Beseitigung fast täglich sah und sorg— 
fältig studirte.
	        
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