der Berliner einen „langen spillrigen Kerl“ nennt
der Poet aber mit „schlank wie eine Tanne“ zu
bezeichnen liebt.
Der poetische Vergleich wurde von dem Heere
meiner Bekannten nur in sehr vereinzelten Fällen ge—
braucht, und wenn es wirklich einmal geschah, dann
hatte der Ton eine Färbung, welche eine höchst bedenk—
liche Familienähnlichkeit mit der Farbe der Ironie be—
merkbar werden ließ. Verkehrte oder verdrehte
Tanne war schon gangbarer, öfter jedoch wurden die
durchaus unpoetischen Bezeichnungen „Hopfenstange“
und „lange Latte“ hörbar, die Regel aber bildete
„Don Quixote“ und eines schönen Tages sagte
Theodor Döring zu meinem Vater:
„Weißt Du, es ist wahrhaft erschütternd, wenn
Dein Schlenkerhans seine Verbeugung lindwurmisirt. Der
Bengel ist unwiderstehlich komisch. Der reine Don
Quixote. Ich an Deiner Stelle würde ihn — —
General⸗-Intendant studiren lassen.“
General⸗Intendant! — Um diese unehrerbietige
Bemerkung Dörings zu erklären, muß ich nun ein
Porträt entwerfen, welches der jetzigen Generation, die
sfich das hohe Amt nur in Verbindung mit den im—
ponirenden Persönlichkeiten des Grafen Hochberg und
der Herren von Hülsen Vater und Sohn zu denken
vermag, als eine ganz ungeheuerliche Uebertreibung
erscheinen muß; deshalb halte ich es für nötig, nach—
drücklichst zu betonen, daß nicht der fünfzehnjährige
Schlenkerhans dies Porträt gemalt hat, sondern ein
hoher Siebziger, der den Ritter von Küstner bis zu
dessen glücklicher Beseitigung fast täglich sah und sorg—
fältig studirte.