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Der Schafgraben und die Bootflotille auf dem Neuen See

Full text: Humoristische Rückblicke auf Berlins "gute alte" Zeit von 1834 bis 1864 / Wauer, Hugo (Public Domain)

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Ritter damit natürlich nicht kommen, aber mit dem 
Chor konnte er ja machen, was ihm beliebte. So ließ 
er denn für die Choristinnen alle Atlasneuheiten aus 
Glanzkattun herstellen, daneben aber auch die vor—⸗ 
handenen echten Stoffkleider auftragen. 
Natürlich war der Unterschied „fast beinah gar— 
nicht“ zu bemerken! Und wenn dann „der höchste Adel 
des Landes“, diese ewige Klippe für Regie und Di— 
rektion, antrat und die Herzoginnen und Fürstinnen 
in abgetragenen Stoff- oder neuen, blendenden Küstner⸗ 
Atlas-Kleidern sich mit einer von kostbarsten Stoffen 
umhüllten Solistin, welche ein armes, hilfesuchendes 
Fräulein darzustellen hatte, „derablassend“ und „gnädig“ 
unterhielten, so war das „fast beinah“ ein Schauspiel 
für Götter, welches extra für die „Würde“ des König— 
lichen Hoftheaters in Berlin gedichtet zu sein schien. 
Natürlich mußten die Chorherzöge und Fürsten 
sich derselben „Würde“ befleißigen, wie ihre Damen. 
Die dazu unerläßlichen weißen, weiten baumwollenen 
„Glacé“-Handschuhe lieferte in unerklärlicher Ver— 
—I 
lichen Schauspiele. 
„Fast beinah garnicht“ weniger „würdig“ und 
schön stand es mit den Ameublements, namentlich im 
Schauspielhause. Waren diese schon unter Graf Redern 
recht dürftig gewesen, so wurden sie unter dem Spar⸗ 
Intendanten geradezu kläglich, ja lächerlich, was um so 
mehr in die Augen fiel, als die Dekorationen damals 
ebenso prachtvoll waren, wie sie jetzt sind; denn daran 
brauchte nicht gespart zu werden, weil eine per Quadrat⸗ 
fuß bezahlte reichvergoldete Dekoration nicht mehr kostete,
	        
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