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Der Schafgraben und die Bootflotille auf dem Neuen See

Full text: Humoristische Rückblicke auf Berlins "gute alte" Zeit von 1834 bis 1864 / Wauer, Hugo (Public Domain)

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theater so wenig zu decken, daß der König sehr be— 
deutende Zuschüsse bewilligen mußte, welche, so hoch 
sie auch waren, doch überall nicht ausreichen wollten. 
Da wurde dem darüber ungehaltenen Monarchen von 
München her, wo man Herrn von Küstner gern los 
sein wollte, seine „eminente Sparkraft“ und „detaillirte 
Fachkenntnis“ so dringend empfohlen, daß — Herr 
von Küstner General-Intendant der Königlich Preußischen 
Hofschauspiele wurde. Er sollte sparen und — er 
sparte! — „Aber fragt mich nur nicht wie!“ — Eine 
verschwenderischere und mit der Würde eines Königlichen 
Hauses weniger zu vereinbarende Sparsamkeit kann 
kaum erdacht werden! 
Betrachten wir zunächst einmal die Würde und 
die Sparsamkeit, die sich in der Ausstattung kund— 
taten. — 
Zu den Kostümen für die Solisten, namentlich 
für die des Schauspielhauses wurden die allerbilligsten 
Stoffe verwandt. Der echte Sammet war fast gänzlich 
verbannt und durch Manchester ersetzt. Die Kostüme 
mußten, heute geradezu unglaublich, von Künstlern 
verschiedenster Größe getragen und zu diesem Zweck 
oft recht erheblich geändert werden. Natürlich ent— 
standen dadurch oft ganz bedeutende Kosten, die garnicht 
selten den Anschaffungspreis des unablässig umgenähten 
und dadurch völlig unbrauchbar gemachten Kleidungs— 
stückes um das Drei⸗- und Vierfache überstiegen. 
Außerdem vertrat der Herr General-Intendant die 
wunderbare Ansicht, daß abends auf der Bühne guter 
Glanzkattun „fast beinah garnicht“ von — Atlas 
zu unterscheiden seil! — Den Solo-Damen durfte der
	        
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