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theater so wenig zu decken, daß der König sehr be—
deutende Zuschüsse bewilligen mußte, welche, so hoch
sie auch waren, doch überall nicht ausreichen wollten.
Da wurde dem darüber ungehaltenen Monarchen von
München her, wo man Herrn von Küstner gern los
sein wollte, seine „eminente Sparkraft“ und „detaillirte
Fachkenntnis“ so dringend empfohlen, daß — Herr
von Küstner General-Intendant der Königlich Preußischen
Hofschauspiele wurde. Er sollte sparen und — er
sparte! — „Aber fragt mich nur nicht wie!“ — Eine
verschwenderischere und mit der Würde eines Königlichen
Hauses weniger zu vereinbarende Sparsamkeit kann
kaum erdacht werden!
Betrachten wir zunächst einmal die Würde und
die Sparsamkeit, die sich in der Ausstattung kund—
taten. —
Zu den Kostümen für die Solisten, namentlich
für die des Schauspielhauses wurden die allerbilligsten
Stoffe verwandt. Der echte Sammet war fast gänzlich
verbannt und durch Manchester ersetzt. Die Kostüme
mußten, heute geradezu unglaublich, von Künstlern
verschiedenster Größe getragen und zu diesem Zweck
oft recht erheblich geändert werden. Natürlich ent—
standen dadurch oft ganz bedeutende Kosten, die garnicht
selten den Anschaffungspreis des unablässig umgenähten
und dadurch völlig unbrauchbar gemachten Kleidungs—
stückes um das Drei⸗- und Vierfache überstiegen.
Außerdem vertrat der Herr General-Intendant die
wunderbare Ansicht, daß abends auf der Bühne guter
Glanzkattun „fast beinah garnicht“ von — Atlas
zu unterscheiden seil! — Den Solo-Damen durfte der