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mit de Jummischuh“ genannt, sondern weil er immer,
Winter und Sommer, Gummischuhe trug. Aber nicht
nur Gummischuhe, sondern auch einen permanenten
Pelzkragen trug er. Und deshalb wurde er ebenso oft
auch „Pelz⸗Schütze“ und „Schütze mit 'n Jummipelz“
genannt.
Daß Hermann Hendrichs jemals im Vorstädtischen
Theater aufgetreten, will ich nicht gerade bestreiten,
bezweifle es aber sehr, denn es wäre ungefähr dasselbe
gewesen, als wenn heute Matkowsky im Moabiter
„Stadttheater“ „gastirte“.
Ich bin überzeugt, daß es sich bei den Beziehungen
Hendrichs' zum Theater der Mutter Gräbert einfach
um den „vorstädtischen Hendrichs“ handelte. Dieser,
namens Oden, kam 1863 zu mir, erzählte, daß er ein
Schüler Berndals gewesen, nach vollendeter Ausbildung
sehr schöne Engagements erhalten habe, aber überall
nur einmal zum Auftreten gekommen sei, weil überall
Publikum und Presse seine glühende Begeisterung ver—
lacht und verhöhnt haben. Inständigst bat er mich,
ihn zu belehren, wie dem Unglück abzuhelfen sei.
Als Probe deklamirte er Melchthals „In die Augen!“
Niemals war mir etwas auch nur entfernt Aehnliches
an lächerlicher, geradezu unglaublicher Unnatur vor—
gekommen! Was an Hendrichs, Dessoir, Berndal,
Liedtke, „wie er sich räuspert und wie er spuckt“, irgend⸗
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multiplizirt, „glücklich abgeguckt“! — Da er aber
eine auffallend schöne Liebhabererscheinung war, etwas
größer, jedoch viel schlanker als Hendrichs, mit großen,
blauen Augen und einnehmender — allerdings sehr