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Mehrere Vereinigungen hochherziger Per—
sonen streben ja schon seit Jahren danach,
dem Volke gute Vorstellungen zu bieten, aber
ich behaupte immer wieder, daß es sich da
nicht um Volks⸗, sondern um Bürger-Theater
handelt.
Und selbst wenn man den schlichten
Bürger zum Volke rechnet — können diese Ver—
eine, die im Jahre allerhöchstens 100 000
Billets zu vergeben haben, einen irgendwie
genügenden Einfluß auf die Bildung und
Sitte von allermindestens 400 000 für Berlin
in Betracht kommende Personen ausüben?
Immer und immer wiederhole ich: Nur
großartige Theaterschulen, die keine Gagen zu
zahlen brauchen, können dem Bedürfnis ab⸗
helfen! Denn schon eine solche Schule, wenn
sie täglich Vorstellungen bietet, hat jährlich
600 000 Billets zu vergeben.
Wie das zu ermöglichen wäre? Bei
Weitem nicht so schwer, als allgemein an—
genommen wird.
Zunächst müßte ein Verein wahrer Volks⸗
freunde gegründet werden, der das Anlage⸗
kapital vorstreckt. Nur einige Tausend Mark
sind erforderlich, denn als Theater genügt
anfangs jedes Saaltheater, deren Dutzende
vorhanden sind. Klein anfangen ist eine
Hauptbedingung für das Gelingen!
Für das erste Jahr sind für die
höheren Fächer gute routinirte Schauspieler