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Regenschirmen hetzte ich meinen alten Laetitia-Kollegen
auf, folgendes Extempore zu fabriziren und loszulassen:
„Als ich noch Prinz war von Arkadien
Spielt' ich auch Schiller-Lotterie,
Und das gereichte mir nicht zum Schadien —
Gewann 'nen Baumwollparaplue.
Drei Jahre war'n in's Land geschwommen,
Ich wurde manchmal furchtbar naß —
Und als der Schirm dann angekommen,
Da war darin der Mottenfraß!“
Tosender Beifall belohnte ihn. Jeden Abend mußte
er den Vers mehrere Male dacapo singen und die
bereits nachlassende Zugkraft des „Orpheus“ bekam
neues Leben.
Mein lieber — armer Schindler! Ich habe ihn
später, ais ich als Rezitator reiste, mehrere Male in
sehr glücklichen Verhältnissen angetroffen. Am glück—
lichsten in Bremen. Er war der verwöhnte Liebling
des Publikums und seine über Alles geliebte Frau
hatte ihm mehrere hunderttausend Mark zugebracht.
Einige Jahre später fand ich ihn total gebrochen. Die
Frau war gestorben und ihre Familie hatte auf Heraus—
gabe des Vermögens geklagt. Schindler hatte den Prozeß
in allen Instanzen verloren und mußte nun mehr als
6000 Mark Kosten bezahlen. Um das zu können,
mußte er sich auf das Alleräußerste einschränken.
Der einst humorsprudelnde Mann war nicht wieder—
zuerkennen. Tief vergrämt und verbittert starb er
wenige Jahre später. —