126
jetzige „Ballhaus“ daraus machte, welches sein Sohn
und Erbe erst verpachtete und dann verkaufte.
Louis der jüngere Gräbert aber kaufte 1838
„Wollanks Weinberg“, den er in ein großes Volks—
garten-Etablissement umwandelte. — Dort erbaute er
sein schönes Theater und nachdem die „Dahlia“ das—
selbe verlassen hatte, gründete er die Liebhabertheater—
Gesellschaft „Laetitia““, deren unabsetzbarer Vorsteher
und Direktor er selbst war, und die, wie alle da—
maligen sogenannten Liebhaber-Theater, nur an den
Sonntagen Vorstellungen veranstaltete.
Das heutige Berlin, in dem die Theater wie
Pilze aus der Erde wachsen, wird sich nicht erklären
können, warum denn der unternehmende und kapital—⸗
kräftige Gräbert sich nicht einfach die Konzession für
öffentliche Vorstellungen geben ließ. Ja, verehrte
Reichs-Hauptstadt, Du hast eben nicht die entfernteste
Ahnung von Deiner „guten alten Zeit“ nicht nur
vor, sondern auch noch lange, lange nach 48.
Noch in den zwanziger Jahren hatte Berlin nur
die zwei Königlichen Theater, das Opern- und das
Schauspiel-Haus, deren Besuch, obgleich im Opern⸗
hause wöchentlich nur zwei, höchstens drei Mal ge—
spielt wurde, doch sehr viel zu wünschen übrig ließ.
Erst gegen Ende der zwanziger Jahre gelang es wie
durch ein unerklärliches Wunder dem Kaufmann Cerf,
recte Hirsch, die Konzession für das „Lönigstädtische
Theater“, Alexanderstraße 2, jetzt Aschinger, zu er—
ringen. Dort feierte Henriette Sontag, spätere
Gräfin Rossi, ihre fast beispiellosen Triumphe.