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trat“ und „Durch dem Publikumme darf der Soldat
fich niemals beirren lassen“. —
Als ich eines Abends bei einer unsrer gemütlichen
„Krebsschaden-Kneiperei“ sagte: „Unser Alter fabrizirt
Sprachfehler, die es garnicht giebt,“ brach ein riesiger
Jubel und stürmisches Dacaporufen los und beinahe
wäre es zu einem ernstlichen Konflikt gekommen, weil
ich mich entschieden weigerte, den Unsinn zu wieder—
holen.
Wenn damals der „Volontär“ sich nicht besonders
ungut geführt hatte, dann wurde er am ersten Tage
seines fünften Dienstmonats Vize-Unteroffizier und am
ersten Tage des sechsten Monats bekam er die Tressen.
Das Garde-Schützen-Bataillon hatte damals
32 „Krebsschäden der Armee“, davon waren die
älteren 16 im Oktober, wir jüngeren im April ein⸗
getreten. Wir wurden nicht mit den andern Rekruten,
sondern apart ausgebildet, und zwar von einem
Offizier und einem Unteroffizier.
Leutnant von Gaudi-Girodz war ein feiner,
hochgebildeter Offizier, der sich gegen uns höflich, aber
durchaus reservirt verhielt. Unteroffizier Domke, ein sehr
stattlicher Mann mit mächtigem Vollbart, wußte uns
zu imponiren, vierzehn Tage lang, der 15. aber, ob⸗
gleich April, ward seines „Märzen Idus“.
Es war an einem sehr schönen Nachmilttag. Leutnant
von Gaudi hatte sich verspätet. Domke ließ uns mit
„angefaßtem“ Gewehr einzeln vorbeimarschiren. Plötz⸗
lich rief Jemand im schneidigen Gardeton: „Domke!“
Der Rufende war der Leutnant von Calbow von der
2. Kompagnie, zu welcher auch Domke gehörte. Herr