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Bei den "Neffschandellern"

Full text: Humoristische Rückblicke auf Berlins "gute alte" Zeit von 1834 bis 1864 / Wauer, Hugo (Public Domain)

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trat“ und „Durch dem Publikumme darf der Soldat 
fich niemals beirren lassen“. — 
Als ich eines Abends bei einer unsrer gemütlichen 
„Krebsschaden-Kneiperei“ sagte: „Unser Alter fabrizirt 
Sprachfehler, die es garnicht giebt,“ brach ein riesiger 
Jubel und stürmisches Dacaporufen los und beinahe 
wäre es zu einem ernstlichen Konflikt gekommen, weil 
ich mich entschieden weigerte, den Unsinn zu wieder— 
holen. 
Wenn damals der „Volontär“ sich nicht besonders 
ungut geführt hatte, dann wurde er am ersten Tage 
seines fünften Dienstmonats Vize-Unteroffizier und am 
ersten Tage des sechsten Monats bekam er die Tressen. 
Das Garde-Schützen-Bataillon hatte damals 
32 „Krebsschäden der Armee“, davon waren die 
älteren 16 im Oktober, wir jüngeren im April ein⸗ 
getreten. Wir wurden nicht mit den andern Rekruten, 
sondern apart ausgebildet, und zwar von einem 
Offizier und einem Unteroffizier. 
Leutnant von Gaudi-Girodz war ein feiner, 
hochgebildeter Offizier, der sich gegen uns höflich, aber 
durchaus reservirt verhielt. Unteroffizier Domke, ein sehr 
stattlicher Mann mit mächtigem Vollbart, wußte uns 
zu imponiren, vierzehn Tage lang, der 15. aber, ob⸗ 
gleich April, ward seines „Märzen Idus“. 
Es war an einem sehr schönen Nachmilttag. Leutnant 
von Gaudi hatte sich verspätet. Domke ließ uns mit 
„angefaßtem“ Gewehr einzeln vorbeimarschiren. Plötz⸗ 
lich rief Jemand im schneidigen Gardeton: „Domke!“ 
Der Rufende war der Leutnant von Calbow von der 
2. Kompagnie, zu welcher auch Domke gehörte. Herr
	        
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