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Die Neuvermessung der Stadt.
stücken. Der Lanzsche Plan war aber jetzt, in den sechziger Jahren,
nicht mehr geeignet, durch Verbesserungen so weit gebracht zu werden,
daß er die Unterlage für eine richtige Karte der Stadt hätte bieten
können, auch nicht, wenn man alle seit der Zeit entstandenen Pläne
und Spezialaufnahmen dabei heranzog. Dies war auch die Ansicht
des Generalleutnants Baeyer, des langjährigen Leiters der Trigono—
metrischen Abteilung des Großen Generalstabes und späteren Präsi—
denten des Geodätischen Instituts, eines der ersten Sachverständigen
auf dem Gebiete der Landesvermessung, den man um seinen Rat ge—
fragt hatte. Nach seinem Dafürhalten fehlte es vor allem an einer
vollständigen Triangulierung der Stadt. Nur an eine solche könnte
sich eine Neuvermessung anschließen, und so etwas Befriedigendes ge—
schaffen werden.
Die Stadtbehörden nahmen denn auch auf eine Neuvermessung in
diesem Sinne Bedacht, sie wurde ihnen zu noch dringenderer Not—
wendigkeit, als das Gesetz vom 2. Juli 1875, betreffend die Anlegung
und Veränderung von Straßen und Plätzen, die Festseßung der
Straßen- und Baufluchtlinien wie die Aufstellung von Bebauungs—
plänen den Gemeinden übertrug. Außerdem bedurfte man neuer ein—
heitlicher Nivellements zur Regelung der Entwässerung. Köln,
Breslau, Hamburg, Frankfurt a. M. München, Paris, London hatten
ihre Vermessungen meist schon beendet, und so stellten nun auch in
Berlin die städtischen Behörden die Mittel zu dem Werke bereit. Die
Vermessung sollte ergeben:) einen Straßenplan für die Bauverwal—
tung mit allen die Straßen benutzenden Anlagen, als Kanalisation,
Wasserwerke, Beleuchtungswesen, Straßenbahnen usw.; Aufnahme
des gesamten privaten und öffentlichen Grundbesitzes; ein Netz fester
Höhenpunkte durch Präzisionsnivellement, angeschlossen an das
Normalnull des Nivellements der Königlichen Landesaufnahme, d. h.
also an den in der Berliner Sternwarte fixierten Normalnullpunkt für
das Königreich Preußen.
Die Ausführung der Vermessung, die im Jahre 1876 begann, be—
ruhte auf streng wissenschaftlicher Grundlage. Das erforderliche große
trigonometrische Dreiecksnetz wurde angeschlossen an die topographische
Landesaufnahme, und zwar an die Linie Marienturm —Rauenberge.
Ferner wurde der Meridian des Rathausturms (Flaggenstange) aufs
genaueste berechnet und hierauf die Festpunkte des Dreiecksnetzes
iy Verwaltungsbericht des Magistrats 1889 bis 1895, Teil III, S. 256.