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II. Die Entwicklung des Weichbildes Grenze mit Lietzow. Tiergarten

Full text: Die Pläne von Berlin und die Entwicklung des Weichbildes / Clauswitz, Paul (Public Domain)

Grenze mit Lietzow. Tiergarten. 
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nete im Bericht vom 12. November 1764, daß der Mühlengraben!) die 
Grenze zwischen Berlin und den angrenzenden Feldmarken überall 
halte und führte in dieser Absicht an, daß auf der charlottenburgschen 
Seite des gedachten Grabens die Tiergarten-Mühle liege, welche 
dennoch nicht unter unsere, sondern des Justizamts Mühlenhof Ge— 
richtsbarkeit gehöret.“ 
Aus der Bemerkung, der Graben „halte die Grenze nicht überall“, 
und die Anführung der Tiergartenmühle, die unmittelbar an ihn 
stößt, ist der Schluß zu ziehen, daß der Graben im allgemeinen doch 
als hergebrachte Grenze galt. 
Nimmt man nun an, der Graben habe auf der Strecke von der 
alten Potsdamer Brücke abwärts bis zur Spree die ursprüngliche 
Grenze gebildet, so würde es sich um Feststellung seines ehemaligen 
Laufes handeln. Es scheint, als ob er vor sehr langer Zeit schon sich 
an derselben Stelle befunden habe, wie ihn die Falckensteinsche Karte 
von 1829 darstellt. Wenigstens geben ihm alle vorangehenden, uns 
bekannten Pläne, wenn man die geringere Genauigkeit der Zeichnung 
berücksichtigt, dieselbe Lage. Wir besitzen auch keine Nachrichten 
darüber, daß jemals eine Verlegung stattgefunden hätte. Eine Aus— 
nahme unter den Plänen macht nur der handschriftliche von 1698 
(vgl. S. 24). Man sieht auf ihm zwei Gräben, einen kurz hinter und 
einen kurz vor dem großen Stern der Spree zufließend, ganz im 
Widerspruch schon mit dem La Vigneschen Plan von 1685 und mit dem 
amtlichen, unten genannten Henningschen von Charlottenburg, die 
beide den Graben dem heutigen Laufe entsprechend und an derselben 
Stelle wie jetzt in die Spree münden lassen. Aber der Plan von 
1698 ist, wie schon oben S. 25 ausgesprochen wurde, mit großer Vor— 
sicht zu benutzen. Vieles beruht augenscheinlich auf freier Hand— 
zeichnung, z. B. der Spreelauf zwischen Berlin und Charlottenburg, 
der von der Wirklichkeit auffallend abweicht. Das mehrerwähnte 
Grundbuch (S. 57 bis 59) hat nun, durch diesen Plan verleitet, der 
ältere von La Vigne war dem Verfasser unbekannt, angenommen, der 
Graben sei damals und früher weiter ostwärts zwischen dem großen 
und dem kleinen Stern hindurch in die Spree geflossen. Den Wider— 
spruch mit den späteren Karten erklärt er dadurch, daß Friedrich 
Wilhelm J. 1734 auch an dieser Stelle den Lauf des Wassers 
iy Der Mühlengraben ist der Landwehrgraben, der in diesem Teile im 
18. Jahrhundert häufig so genannt wurde. Er heißt schon so auf der 
Henningschen Karte von Charlottenburg von 1719 (S. 50).
	        
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