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Briefe

Full text: Felix Mendelssohn-Bartholdys Briefwechsel mit Legationsrat Karl Klingemann in London / Mendelssohn Bartholdy, Felix (Public Domain)

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Briefe, 
el rey schimpfte auch auf England und meint, das einzige Haus, wo man ihn freundlich 
aufgenommen und wo er sich wohl gefühlt hätte, sei das königliche. Meinen Bruder 
Paul grüsse ein paarmal und sage, er möge nicht brummen über mein langes Pausieren; 
ich schreibe ihm in den nächsten Tagen. Sag’ ihm, dass ich Auftrag auf ein Oratorium 
habe, das den Titel seines Namensvetters, des Apostels, führen wird, und in dem eine 
Predigt vorkommen soll. Sag’ ihm, er möge froh und wohl sein und mich lieb haben, 
sage das Dir selbst, schreibe mir aber ganz gleich einen Brief, in dem gar nichts zu 
steh’n braucht, der mich aber vergnügt macht. Leb’ wohl. 
BE. . 
©) 
Kl! 
Paris, den 29. Jan. 1832. 
Ich hatte so eine Ahnung und liess mir den Brief vom französischen Oberpost- 
amt zeigen, ehe ich ihn frankierte; richtig war er von mir. Eine gewöhnliche Be- 
trügerei meines Portiers war daran schuld, es war einer der ersten Briefe, die ich hier 
schrieb, und so hatte ich ihn ihm zur Besorgung übergeben. Alles mögliche hab’ ich 
versucht, um ihn zurückzunehmen, die gewissenhaften Leute geben ihn nicht, ich ver- 
sicherte, es sei meine Handschrift, und kein Wechsel von 1000 Francs oder dergl. drin, 
sie geben ihn nicht, und es muss nun abgehen, ohne dass ich mich noch entsinnen 
könnte, was darin steht; das ist mir doppelt fatal, ich mach’ ihn also durch diesen hier 
unschädlich und bitte Dich, mache diesen Brief zuerst auf, denn nicht einmal einlegen 
darf ich den alten verschimmelten; wenn ich drin über Kälte des Zimmers und aller 
Menschen klage, so denke, es sei schon Januar und der Frühling komme bald, wo es 
warm wird und ich Euch sehe; wenn ich über Nichtkomponieren klage, so denke, ich 
sei schon wieder dabei, wenn ich auf Paris schimpfe, so denke, ich nehme alle Trüffeln 
aus, denn die weiss ich zu schätzen; aber nur wenn ich Dir sage, wie gern ich hier 
mit Dir gewesen wäre ind wie es eben halt nicht möglich war, so ist es und bleibt so. 
Mit dem Schreiben an Dich ist es schon wieder vorbei, ich möchte mit der Feder 
fliegen, denn ich weiss wie ich es bald mündlich besser haben werde. 
Über Marx soll ich Dir sanft zureden, meinst Du? Weder das noch stark zu- 
reden will ich. Du kennst Marx, weisst, dass er ein Musiker ist, und dass er ein 
Mensch ist, dass er mein Freund und wie ich von ihm denke, weisst Du auch, und 
somit bin ich fertig. Einen Text braucht er nun wohl, es ist Zeit, und dass wir anderen 
kein Misstrauen in Deine Kräfte setzen, ist ebenso natürlich, wie dass Du es tuest; 
sein Alles hängt übrigens ebensowenig von dieser Oper ab, als es von irgend einem 
Werk abhängen darf, also tu Du, was Du recht und für uns alle das Beste denkst; 
wie ich mich freuen wollte, wenn Du das Gedicht machtest aus 100 Gründen, das 
werde auch nicht gesagt. Somit schreib’ mir drüber. Und lebwohl, wir sehen uns 
hoffentlich sehr bald und sehr froh wieder; im Conservatoire wird einiges von mir 
gegeben, am 19. Januar fangen sie an, sowie ich das hinter mir habe, komme ich und 
wir machen viel Musik und anderes lustiges Leben. Rosen und Goldschmidt grüss’ 
mir von Herzen und sag’, ich würde sie besuchen, wenn ich wieder nach London käme. 
Was macht denn der Indianer, Ihr schweigt alle von ihm; und Paul antwortet nicht 
wegen S, George? 
Antwortet. 
Dein 
Fe 
CC
	        
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