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Der Prinz von Preußen war zuerst mit seinem Bruder
beim Herrn Delbrück zusammen gewesen, wie man indessen sagen
wollte, von diesem sehr gegen jenen zurückgesetzt, so daß er gewisser⸗
maßen den souffre-douleur von des Kronprinzen Heftigkeit abgeben
mußte. Bei jeder Szene sei ihm gesagt worden: „Warum reizen
Sie auch Ihren Bruder?“, anstatt jenen in Schranken und Kampf
gegen sich selbst zurückzuweisen. Später wurde er mit seinem
sanfteren Vetter, dem Prinzen Friedrich, zusammengetan unter den
alten, etwas trockenen General Pirch?. Nach dem Kriege bekam
er den als Chef der Kadetten verstorbenen General Brause), einen
angenehmen, wohlwollenden, verständigen Mann, der von allen
Teilnehmern dieses Kreises sehr gern gesehen wurde. Er und der
Prinz lebten auf sehr freundlichem Fuße in dem schwierigen Ver—
hältnis, wo die Zeit des Erziehers vorüber ist und der Begleiter
dennoch einen leitenden Einfluß bewahren soll.
Weniger friedlich mochte es wohl bei dem Prinzen Carl zu—⸗
gehen, der schon früh seinen Erzieher in der Person des Generals
Menu bekommen hatte. Dieser begann sich Minutoli9 zu nennen,
was dem Fürsten Radziwill zu dem Einfall verhalf, ihn „le plus
vigilant des gouverneurs“ zu nennen, „parce qu'il n'était qu'une
minuteé au lit.“ Er war ein kleiner, im äußeren ridikuler Mann
und erfüllte den Beginn seiner neuen Charge damit, daß er sich
in alle jungen Hofdamen nacheinander verliebte und sie heiraten
Erzieher
der Primen hy
9 Wilhelm
und Carl
—E
NSpäter Kaiser Wilhelm J.
2) Otto v. Pirch IDI, Generalleutnant (1765- 1824), wurde am 2. De—
zember 1809 Gouverneur der Prinzen Wilhelm und Friedrich. Er blieb
bis Ende 1813 in dieser Stellung. Zuletzt Direktor der Allg. Kriegsschule
und Präses der Militärstudienkommission.
9) Gest. 1836 als Direktor der Kriegsschule, früher Kommandeur der
Kadettenanstalten. Nicht zu verwechseln mit seinem Bruder Friedrich
o. Braufe. der gleichfalls 1836 als Generalleutnant in Frankfurt a. O. starb.
Heinrich Frhr. Menu v. Minutoli (1772 - 1846), unternahm 1820/21
eine berühmte wissenschaftliche Expedition nach Ägypten, deren Ergebnisse
im ägyptischen Museum in Berlin aufgestellt sind. Nach seiner Rückehr
wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften und nahm als General⸗
leutnant seine Entlassung. Auch als Schriftsteller bekannt.
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