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Erinnerungen der Karoline v. Rochow geb. v. d. Marwitz Zweites Kapitel. Hofdame der Prinzessin Wilhelm (1814-1818)

Full text: Vom Leben am preußischen Hofe / Rochow, Caroline von (Public Domain)

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Prinzeß 
Wilhelm 
als Mutter 
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Über das reale, materielle Leben war sie ziemlich ignorant und 
hatte daher auch keinen Begriff davon, welchen Einfluß es mit 
seinen vielfachen Verzweigungen und Störungen auf eine so ge— 
schlossene Ehe gewinnen müsse, wenn Liebe und Ehe jede für sich 
gestellt wurden. Mit diesen sonderbaren Ansichten übte sie wohl 
oft einen gefährlichen Einfluß auf junge Gemüter aus und hat 
vielleicht zu Verwickelungen des Herzens und unbedachten Ehe⸗ 
schließungen beigetragen. Daß man, verheiratet, auch Kinder haben 
müsse, nahm sie als unumstößlich an, und diese sollten alles Übrige 
ersetzen und möglich machen. Ihre Kinder berührten wohl auch die 
einzige leidenschaftliche Seite ihres Herzens, denn sie liebte sie mit 
einer Art Eifersucht. Niemand sollte teil an ihnen und ihrer Lei⸗ 
tung haben, sie legte den größten Wert darauf, sie stets nur allein 
bei sich zu sehen; ja sie wußte sich etwas mit der kleinen Plage, 
die sie ihr in den ersten Lebensjahren machten, zugute zu tun, und 
übersah dabei, daß sie doch den größten Teil des Tages ihren Um⸗ 
gebungen überlassen blieben. Die Prinzessin verwendete z. B. die 
halbe Nacht zu ihrer Korrespondenz und intellektuellen Beschäfti— 
gung, stand dann spät auf, brauchte viel Zeit zur ersten Toilette, 
sprach viele einzelne Personen, aß mit ihrem Hofe, fuhr spazieren, 
während die Kinder es zu anderen Stunden taten. So konnte sie 
schwer ein richtiges Urteil über die Umgebungen ihrer Kinder ge⸗ 
winnen, da sie dieselben nie en action mit ihnen sah und legte 
daher wenig Wert darauf, daß es wirklich höchst unpassende Wesen 
waren. 
Sie lebte der Überzeugung, daß sie allein die einflußreiche 
Leiterin ihrer Kinder)) sei, und diese blieben auch viel länger als 
gut in solchen Händen. Namentlich war, glaube ich, der älteste 
Prinz über zehn Jahre alt, ehe er den Weiberhänden entnommen 
1) Prinz Adalbert (1811-1873), Oberbefehlshaber der preußischen, 
später der deutschen Flotte; Prinzeß Elisabeth, geb. 1815, 1836 mit dem 
Prinzen Karl Wilhelm Ludwig von Hessen und bei Rhein vermähtt; 
Prinzeß Marie, geb. 1825, spätere Königin von Bayern (Gemahlin Mari⸗ 
milians II.). 
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