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Tagebücher und Aufzeichnungen von Marie de la Motte-Fouqué. 1836-1842 II. Tod Friedrich Wilhelms III. und Regierungsantritt Friedrich Wilhelms IV. Achtes Kapitel. Aufzeichnungen des Ministers Gustav v. Rochow über die Vorgänge nach seiner Entlassung (Oktober bis November 1842)

Full text: Vom Leben am preußischen Hofe / Rochow, Caroline von (Public Domain)

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Gespräch 
mit dem 
König 
das grüne Zimmer ansehen, dasselbe wäre auf allerhöchsten Befehl 
geheizt und zu meiner Aufnahme bereitet; vielleicht würde ich das— 
selbe doch der Wohnung im Stadtschlosse vorziehen. Ich führe 
alle diese Details an, um zu zeigen, wie das könialiche Paar in 
allen persönlichen Beziehungen gütig und wohlwollend war und 
mich keinen Unterschied gegen sonst merken ließ. 
Desto größer aber ist der Abstand mit der Behandlung, die 
mir als Staatsmann zuteil geworden. Als ich in das Arbeits⸗ 
zimmer dos Königs eintrat, fand ich ihn am Schreibtisch sitzend, 
die Königin ihm schräg gegenüber. Sie stand auf, um hinauszugehen. 
Der König darauf: „Liebe Alte, bleibe doch hier!“ — Die 
Königin sah ihren Gemahl groß an und erwiderte: „Ich bin heute 
Vormittag über eine Stunde allein mit Rochow gewesen, du hast 
ihn aber noch gar nicht gesprochen!“ Die Antwort des Königs 
zeugte dermaßen von Verlegenheit, daß die Königin lachend im 
Herausgehen sagte: „Se. Majestät sind ganz konfus! ich glaube, 
die Promenade hat dich konfus gemacht, lieber Alterl!“ 
Ich befand mich nun allein mit dem König, ihm gegenüber⸗ 
sitzend. Sein Schweigen und seine Physiognomie zeigten sichtlich 
seinen Embarras; ich wollte keinen Vorteil aus dieser Situation 
ziehen, beeilte mich vielmehr, ihm eine Brücke zu bauen und sagte: 
„Ew. Majestät werden wahrscheinlich eine kleine Relation meiner 
Reiseabenteuer vernehmen wollen;“ und sofort begann ich dann 
eine launige Erzählung alles dessen, was sich auf meiner Reise 
nach Bayreuth zugetragen. Es gelang mir hierdurch, den König 
à son aise mir gegenüber zu setzen und den alten Ton wiederzu— 
finden. Es knüpfte sich denn auch an meine Erzählung ein das 
Hundertste und Tausendste berührendes Gespräch, wie ich es so häufig 
mit dem Herrn gehabt, ganz in der alten Weise, ich darf sagen, 
mit gegenseitiger Liebenswürdigkeit, und fast mit mehr abandon 
von seiner wie von meiner Seite. Auch nahm das Gespräch 
häufig einen politischen Charakter an, wenigstens sprang es zu— 
weilen über auf politische Erscheinungen der Gegenwart. In 
Vervollständigung des Bildes, welches ich in den gegenwärtigen 
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