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Gespräch
mit dem
Könige
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Nachdem mein Bruder mündlich seinen Entschluß wiederholte,
auf seinem Abschied zu beharren, sagte der König: „Zwischen uns,
Rochow, darf kein Schatten liegen, und so sage ich Ihnen jetzt
redlich, daß es im vergangenen Sommer wohl Momente gab, in
denen sich die Reibungen so häuften, daß ich fürchtete, es werde
Ihnen unmöglich werden, sich zu halten. (Der König meinte damit
wohl das Zerwürfnis mit Herrn v. Schön.) Sie haben siegreich
Ihre Feinde überwunden, Sie sind glorreich aus allen Kämpfen
hervorgegangen und es steht auch nicht die kleinste Unklarheit
zwischen uns. Aber Ihre Gesundheit erfordert Schonung, und in
dem Wunsch, Ihre seltenen Gaben dem Vaterlande zu erhalten,
nahm ich mit Freuden die Nachricht auf, Sie wünschten sich den
Frankfurter Posten.“ —
Mein Bruder berichtigte diese Annahme wie immer — doch
ohne Erfolg. — „Es ist fatal,“ fuhr der König darauf fort, „daß
die Sache angeregt und bekannt ist — aber ganz gehen kann ich
Sie nicht lassen, ich bedarf Ihres Rates!“ Mein Bruder meinte,
er bleibe Sr. Majestät ja leichter erreichbar in Reckahn)) als freier
Mann, wie von Frankfurt oder Paris aus.
„Nein!“ rief der König — „nicht allein Ihr Rat ist mit
nötig, meine Regierung kann den Namen Nochom nicht entbehren!“
— Wenn ich Ihnen das sage, kann ich es Ihnen auch aussprechen,
daß in Ihrer Weigerung, einen der drei Posten anzunehmen, noch
ein anderer Grund liegt, als der Glaube, mir darin nicht nützlich
sein zu können. —
Sie halten es für ruhmvoller, nach Reckahn zu gehen, als
eine dieser Stellen zu bekleiden, und ich kann es Ihnen nicht ab—
leugnen, daß Sie mehr gesucht sein werden in Ihrer Abgeschlossen-
heit — ja den Mittelpunkt eines bedeutenden Kreises bilden müssen.
— Aber den Abschied gebe ich Ihnen nicht. — Sie müssen jetzt
im Staatsdienst bleiben und später werde ich Sie dann zu dem
höchsten Amte berufen!“
) Rochows Gut südlich von Brandenburg. Vgl. o. S. 99, Anm. 2
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