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und Minister vereinigte, ward es ein Riß, der den Staatsmann —J
und den Privatcharakter des Menschen erschüttern mußte.
So peinigte meinen Bruder grade in dieser Zeit die Vertrau—
lichkeit des Königs, mit der er ihn zu allen Familiendiners mit
dem König von Hannover zog und ihm dabei die in den letzten
Monaten oft vermißte Stellung gab. — Während er vergeblich
suchte, den König allein zu sprechen, wurden die erwähnten Gerüchte
immer lauter und am 9. April, als er wieder unter dem Vorwande
eines Vortrages abgewiesen ward, während er bis vor wenigen
Wochen auf Befehl des Königs immer während desselben eintreten
durfte, bat er durch den diensttuenden Adjutanten um eine Audienz
für den andern Morgen. Es war seit sechzehn Jahren das erste Mal,
daß er sich durch einen Dritten Eingang zu dem König verschaffen
mußte.) — Am 10. April früh erhielt er folgenden Brief des⸗
selben. —
Berlin, den 9. April 1842, abends.
Mein teuerster Rochow!
Ich bin während meines Potsdamer Aufenthaltes von
Außerungen unterrichtet worden, die Sie gegen Männer unserer
gemeinschaftlichen Bekanntschaft gemacht haben, welche mich in
große Gemütsunruhe versetzen. Diese Äußerungen und Wünsche
bedingen in unserm beiderseitigen Leben einen wichtigen Zeitabschnitt.
Eine Sache in das Auge zu fassen, erfordert bei mir einen
ganz besonderen Mut und reife Überlegung. Ich glaube beides
gewonnen zu haben.
Sie waren, höre ich, heute hier an meiner Tür während des
Vortrages und haben geäußert, morgen wiederkommen zu wollen;
da ich weiß, was Sie herführt, so ist es mir wichtig, vorher mich
mit Ihnen auszusprechen. Ich bin ruhiger, wenn ich schreibe, und
doch geschieht es heute nicht ohne große Überwindung. Meine
alte Treue und Freundschaft gegen Sie führt diesen Kampf in sich
selbst, dieselben machen aber, daß ich Sie nur unter Tränen aus
) Vgl. zu dem Folgenden Treitschke, a. a. O. V, S. 162f.
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