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Full text: Vom Leben am preußischen Hofe / Rochow, Caroline von (Public Domain)

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selbst das alte dunkle Gebäude erschien mir in einem anderen Lichte, 
so belebt von ein⸗ und ausgehenden Menschen waren die Räume. 
Anser Weg führte uns durch den Pfeilersaal und dann durch die 
dicht verhängten Paradezimmer, in denen das Volk den verstorbenen 
Konig als Leiche zuletzt gesehen hatte. Unwillkürlich ward das 
Gemüt an die Vergänglichkeit alles Irdischen erinnert, und doppelt 
mächtig trat das Leben in seiner vollen Pracht uns aus den daran⸗ 
stoßenden Zimmern entgegen. Von dort aus ruhte der Blick auf 
dem mächtigen Platz, wo eine unzählbare Menge von Menschen 
versammelt war. 
Die Huldigung selbst ist unzähligemal beschrieben worden, 
aber der tote Buchstabe kann die Empfindungen eines gemeinsam 
genossenen großen Ereignisses nicht wiedergeben. Es bleibt immer 
ein unvergeßlicher Moment, Tausende von Menschen vor sich zu 
sehen, mit denen man durch ein Gefühl und ein Interesse eng ver⸗ 
bunden ist. Der Gedanke erhält dadurch eine Macht, die uns mit 
einer Gewalt beherrscht, von der wir keinen Begriff haben, so lange 
er in uns allein lebt. 
Als nun der Augenblick erschien und der König an die obersten 
Stufen der goldenen Freitreppe trat und sein Volk anredete, da 
empfand wohl ein jeder, daß es ein heiliges Band bleibt, das Fürst 
und Volk verbindet. Der Schwur, der aus dem Herzen so vieler 
Tausende erklang, rollte wie der Ton des Donners durch die Lüfte, 
und die Rede des Königs zeigte, wie tief auch er davon ergriffen 
war. Wenn die Worte auch oft abgedruckt sind, gehören sie doch 
gerade an diese Stelle, und ich schreibe sie nieder, wie ich sie am 
Abend desselben Tages nach dem mit Bleistift aufgezeichneten 
Original von des Königs Hand abschrieb. 
„In dem feierlichsten Augenblicke der Erbhuldigung Meiner 
deutschen Lande, der edelsten Stämme des edelsten Volkes, und ein⸗ 
gedenk der unaussprechlichen Stunde zu Königsberg, die sich jetzt 
wiederholt, rufe Ich zu Gott dem Herrn, Er wolle mit Seinem 
allmächtigen Amen die Gelübde bekräftigen, die eben erschollen sind, 
die Gelübde, die Ich zu Königsberg gesprochen, die Ich hier be— 
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