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Erziehung
Jugend⸗
eindrücke
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diesen einfachen, selbstzemachten Mitteln in Szene und mit einer
kamiliarite sans gôène über ihn selbst, die man sich jetzt irgend
einem hohen Haupt gegenüber schwerlich erlauben würde. Trotz-
dem wird heute das König⸗ und Fürstentum so vielfach angegriffen,
und der wahre Respekt, der damals als selbstverständlich galt,
existiert kaum noch.
Daß wir Kinder inmitten dieses heiteren Lebens auch unser
gutes Teil Freiheit und Lust hatten, versteht sich von selbst. Die
Erziehung kostete damals nicht viel Kopfzerbrechen. Da bei uns
der Vater fehlte, kamen die Söhne früh aus dem Hause; für uns
wurde eine Gouvernante angestellt, so gut sie sich schaffen ließ, und
einige Lehrer, die in den Sommermonaten auf dem Lande aber
fortfielen. Das Mitleben und die freie Bewegung im Familien⸗
kreise taten das Beste für die Charakterentwickelung. Besonders
in den Zeiten, wenn die Ferien die Brüder in das Haus führten,
pflegte nach den wenigen Beschäftigungsstunden für uns eine un⸗—
begrenzte Freiheit in Haus, Garten und Umgebung einzutreten.
Eine große alte Bibliothek) mit einer bedeutenden Kupferstich⸗
sammlung war den Kindern stets ebenso offen wie den Erwachsenen.
Wenn auch für sie nicht gerade viel Faßliches darin sein mochte,
so kam doch niemand in den Sinn, daß ihnen etwas Schädliches in die
Hände fallen könnte, und ich glaube, mit Recht; dagegen gab die
griechische Mythologie, die in Kupferstichen vor uns lag, der Phan⸗
tasie Stoff zu Spielen und Unternehmungen, mit denen wir unsere
Zeit erfüllten, in einer Weise, wie ich mich nicht erinnere wieder
Kinder der Neuzeit beschäftigt gesehen zu haben. So will ich nur
der Einfälle erwähnen, in verschiedenen Gebüschen des Gartens
einen Tempel Salomonis mit Vorhalle, Heiligem und Allerheiligstem
und einen Tempel der Musen zu arrangieren, oder die Anticamera
des sterbenden Prinzen Eugen von Savoyen.) Ein gotisches Schloß
) Vgl. über sie Fontane, Wanderungen durch die Mark Branden⸗
burg, II, Oderland, S. 277 f.
2) Das mit Menschen gefüllte Vorzimmer (antichambro) des sterbenden
Prinzen Eugen (1 1736). GRach einem Gemälde?)
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