Path:
ColorChart

Full text: Vom Leben am preußischen Hofe / Rochow, Caroline von (Public Domain)

üt — — 
* —— * —Z 
* ß —— 
——— 
schreiben läßt und der eben dem Augenblick eine Weihe gab, 
die jeder einzelne empfand. 
War in Preußen die Huldigung eine Feier der Provinz ge⸗ 
wesen, so ward die Berliner Huldigung)) ein vaterländisches Fest. 
Aus allen Provinzen langten Deputationen von allen Ständen an, 
und da das Haus meines Bruders der Sammelplatz vieler An⸗ 
kommenden war, so darf ich wohl sagen, daß ich ein Arteil über 
die Stimmung habe, mit der man der Feier entgegenging. Jeder 
Stand, jede Provinz sah in diesem König und in seiner Regierung 
die Erfüllung ihrer Wünsche als gewiß an, und je größer die Ge— 
walt war, die der König persönlich auf die Menschen im einzelnen 
und ganzen ausübte, um so hoffnungsreicher ward der Blick in die 
Zukunft, um so fester die Überzeugung, daß die freudig bewegten 
Tage der Huldigung nur der Beginn von dem Segen sein würden, 
der dem Lande und dem Volke bevorstand. 
Die Gefahr, die einer so gesteigerten Stimmung folgen konnte, 
entging wohl denen nicht, die der Zeit eine besondere Beachtung 
schenkten, und während die Stadt und die ankommenden Fremden 
sich mit den Vorbereitungen zu dem Feste beschäftigten, benutzte 
mein Bruder eine stille Abendstunde, die er in dem Kabinett des 
Königs mit diesem verlebte, um das Gespräch auf die Folgen der 
erregten Gegenwart zu bringen. 
——— 
Folgen der 
erregten 
Gegenwarte« 
* 
* 
— 
Aus diesem Gespräch des Königs mit Rochow teilt M. v. Fouqué in 
ihrem Tagebuch noch folgendes mit: 
Tagebuch.] 
9. Oktober 1840. 
Mein Bruder fand Gelegenheit, bei den Vorschlägen zu Gnadenbe⸗ 
zeugungen mehrere Leute zu nennen, und als er frug, was der König dem 
Grafen Stolberg zu geben gedenke, erwiderte der König: „Sehen Sie, Rochow, 
an die, die mir am nächsten stehen, denke ich bei Auszeichnungen am wenigsten, 
aber Sie mögen recht haben.“ Der Ausdruck war mir merkwürdig, denn 
sicherlich spricht sich darin das Gerechtigkeitsgefühl des Königs aus, daß 
ben persönliches Wohlgefallen bei Auszeichnungen nicht ausschlaggebend 
ein soll. 
) Am 15. Oktober 1840. Vgl. Treitschke, a. a. O. V, S. 49 ff. 
355
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.