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Erinnerungen der Karoline v. Rochow geb. v. d. Marwitz Erstes Kapitel. Kindheit. Erziehung. Jugend-Eindrücke (1792-1814)

Full text: Vom Leben am preußischen Hofe / Rochow, Caroline von (Public Domain)

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haben. Aber es bewegte sich alles in unbefangener Lustigkeit darin 
umher, und die Erwachsenen vergnügten sich ebenso wie die Kinder, 
in die Kirschbäume zu klettern, Landpartien zu Wagen und zu 
Pferde zu machen, um, wenn man nicht einen Nachbarn besuchte, 
an irgend einem unscheinbaren Ort, der für hübsch erklärt wurde, 
einen mitgenommenen Tee auf den Schemeln einer Bauernstube zu 
trinken. Dann gab wohl irgend ein Geburtstag Anlaß zu einer be⸗ 
sonderen Lustbarkeit, etwa einer selbstgeschriebenen Komödie, worin 
mein ältester Bruder besonders fruchtbar war, ohne andere Vor⸗ 
kehrungen, als die man etwa aus Laub und Kienzacken konstruieren 
konnte. Ein alter Mantel, ein Hut genügten, um jede Dame in 
einer Männerrolle erscheinen zu lassen. Eine Schaukel, etwas Musik, 
die Pferde der Offiziere, die stets von Berlin) angeritten kamen, 
waren die einfachen Hebel jugendlicher Belustigungen, bei denen ich 
noch den Grafen Schwerin,?) der im Jahre 1815 bei Belle 
Allianee blieb, in wahre Lachkrämpfe ausbrechen sehe. 
Selbst in dem reichen Nachbarhause zu Gusow bei der Gräfin 
Podewils, wo viel städtischer Verkehr war, wurden die einfachen 
Elemente der jugendlichen Friedersdorfer Heiterkeit gelegentlich in 
Anspruch genommen. So erinnere ich mich, daß die Anwesenheit 
der Prinzen Heinriche) und Wilhelm? bei Gelegenheit der In 
troduktion des ersteren als Koadjutor des Herrenmeistertums zu 
Sonnenburg, daselbst alle Erfindungskraft und Geschicklichkeit meiner 
Geschwister, Vettern, Cousinen und der Gouvernante, die deren sehr 
viel hatte, in Bewegung setzte. Karrikaturen wurden gezeichnet und 
gemalt, bunte Lampen verfertigt, Verse gemacht. Es sollte in einer 
Laterna magica dem Prinzen sein bisheriges Leben und der Über⸗ 
gang in den geistlichen Orden dargestellt werden. Alles ging mit 
Jugend⸗ 
spiele 
Die 
Nachbarn 
) Friedersdorf ist von Berlin nicht ganz 70 Kilometer entfernt. 
) Graf Wilhelm Otto v. Schwerin fiel als Oberst und Brigade- 
Kommandeur. Vgl. über ihn das Buch „Sophie Schwerin. Ein Lebensbild, 
aus ihren eigenen hinterlassenen Papieren. Von A. v. R.lombera].“ Als 
Mstr. gedruckt, 1866. 
9) Der jüngeren Brüder Friedrich Wilhelms III. vgl. Stammtafel II 
am Schluß. 
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