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haben. Aber es bewegte sich alles in unbefangener Lustigkeit darin
umher, und die Erwachsenen vergnügten sich ebenso wie die Kinder,
in die Kirschbäume zu klettern, Landpartien zu Wagen und zu
Pferde zu machen, um, wenn man nicht einen Nachbarn besuchte,
an irgend einem unscheinbaren Ort, der für hübsch erklärt wurde,
einen mitgenommenen Tee auf den Schemeln einer Bauernstube zu
trinken. Dann gab wohl irgend ein Geburtstag Anlaß zu einer be⸗
sonderen Lustbarkeit, etwa einer selbstgeschriebenen Komödie, worin
mein ältester Bruder besonders fruchtbar war, ohne andere Vor⸗
kehrungen, als die man etwa aus Laub und Kienzacken konstruieren
konnte. Ein alter Mantel, ein Hut genügten, um jede Dame in
einer Männerrolle erscheinen zu lassen. Eine Schaukel, etwas Musik,
die Pferde der Offiziere, die stets von Berlin) angeritten kamen,
waren die einfachen Hebel jugendlicher Belustigungen, bei denen ich
noch den Grafen Schwerin,?) der im Jahre 1815 bei Belle
Allianee blieb, in wahre Lachkrämpfe ausbrechen sehe.
Selbst in dem reichen Nachbarhause zu Gusow bei der Gräfin
Podewils, wo viel städtischer Verkehr war, wurden die einfachen
Elemente der jugendlichen Friedersdorfer Heiterkeit gelegentlich in
Anspruch genommen. So erinnere ich mich, daß die Anwesenheit
der Prinzen Heinriche) und Wilhelm? bei Gelegenheit der In
troduktion des ersteren als Koadjutor des Herrenmeistertums zu
Sonnenburg, daselbst alle Erfindungskraft und Geschicklichkeit meiner
Geschwister, Vettern, Cousinen und der Gouvernante, die deren sehr
viel hatte, in Bewegung setzte. Karrikaturen wurden gezeichnet und
gemalt, bunte Lampen verfertigt, Verse gemacht. Es sollte in einer
Laterna magica dem Prinzen sein bisheriges Leben und der Über⸗
gang in den geistlichen Orden dargestellt werden. Alles ging mit
Jugend⸗
spiele
Die
Nachbarn
) Friedersdorf ist von Berlin nicht ganz 70 Kilometer entfernt.
) Graf Wilhelm Otto v. Schwerin fiel als Oberst und Brigade-
Kommandeur. Vgl. über ihn das Buch „Sophie Schwerin. Ein Lebensbild,
aus ihren eigenen hinterlassenen Papieren. Von A. v. R.lombera].“ Als
Mstr. gedruckt, 1866.
9) Der jüngeren Brüder Friedrich Wilhelms III. vgl. Stammtafel II
am Schluß.
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