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Full text: Vom Leben am preußischen Hofe / Rochow, Caroline von (Public Domain)

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Das alles hatte man nicht erwartet und es war ein Augen⸗ 
blich wo man glauben durfte, daß die neue Regierung nicht allein 
Preußens, sondern auch Deutschlands Größe begründen würde. — Die 
orientalische Frage hatte für den Augenblick, wie ich schon früher 
erwähnte, in einem Vertrage geendigt. Die vier Mächte, Rußland, 
England, Osterreich und Preußen vereinigten sich als Garanten 
desselben und durch diese Quadrupel-Allianz blieb Frankreich in 
jener wichtigen Angelegenheit ohne Einfluß. Die Kammern waren 
versammelt; es fielen heftige Reden und das Ministerium äußerte 
sich zuletzt gegen die betreffenden Gesandten in sehr provozierender 
Weise, so daß man wohl nicht ohne Grund einen Krieg fürchtete. 
Preußen mußte zuerst gerüstet sein; die französische Regierung 
mochte wohl durch ihre Außerungen den Charakter des neuen Königs 
prüfen wollen und ich erinnere mich sehr wohl, wie gespannt mein 
Bruder war, in welcher Weise der König die Stellung Preußens 
auffaßte. Er selbst, der ihn so genau kannte, glaubte, er würde 
den ihm hingeworfenen Fehdehandschuh aufnehmen, und die ruhigen 
Worte, in denen der König seine Meinung kund gab, überraschten 
ihn sehr. „Er sei der Ansicht,“ so lauteten sie, „daß man die 
französischen Rodomontaden unbeachtet vorübergehen lassen müßte, 
so lange sie sich nur in Worten kundgäben. Sollten die Drohungen 
zu Taten werden, würde Preußen sein Schwert ziehen.“ 
Verglich man diese Mäßigung mit seinem früher ausgesprochenem 
scharfen Tadel in ähnlichen Fällen, so mußte man in dieser Ver⸗ 
änderung seiner Ansichten mehr Nuhe erkennen als man voraus— 
gesetzt hatte und seine politische Haltung erhöhte die Exaltation des 
Augenblicks. Diejenigen aber, die ihm näher standen, frugen schon 
damals: ist das Weisheit oder ist es ein Charakterzug, daß er sich 
scheut, mit kühner Hand die Ereignisse zu leiten? Die Erfahrung 
hat uns gelehrt, daß er den Kampf scheut und daß seine Friedens⸗ 
liebe noch größer ist als die seines Vaters. 
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nahme nach v 
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