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Das alles hatte man nicht erwartet und es war ein Augen⸗
blich wo man glauben durfte, daß die neue Regierung nicht allein
Preußens, sondern auch Deutschlands Größe begründen würde. — Die
orientalische Frage hatte für den Augenblick, wie ich schon früher
erwähnte, in einem Vertrage geendigt. Die vier Mächte, Rußland,
England, Osterreich und Preußen vereinigten sich als Garanten
desselben und durch diese Quadrupel-Allianz blieb Frankreich in
jener wichtigen Angelegenheit ohne Einfluß. Die Kammern waren
versammelt; es fielen heftige Reden und das Ministerium äußerte
sich zuletzt gegen die betreffenden Gesandten in sehr provozierender
Weise, so daß man wohl nicht ohne Grund einen Krieg fürchtete.
Preußen mußte zuerst gerüstet sein; die französische Regierung
mochte wohl durch ihre Außerungen den Charakter des neuen Königs
prüfen wollen und ich erinnere mich sehr wohl, wie gespannt mein
Bruder war, in welcher Weise der König die Stellung Preußens
auffaßte. Er selbst, der ihn so genau kannte, glaubte, er würde
den ihm hingeworfenen Fehdehandschuh aufnehmen, und die ruhigen
Worte, in denen der König seine Meinung kund gab, überraschten
ihn sehr. „Er sei der Ansicht,“ so lauteten sie, „daß man die
französischen Rodomontaden unbeachtet vorübergehen lassen müßte,
so lange sie sich nur in Worten kundgäben. Sollten die Drohungen
zu Taten werden, würde Preußen sein Schwert ziehen.“
Verglich man diese Mäßigung mit seinem früher ausgesprochenem
scharfen Tadel in ähnlichen Fällen, so mußte man in dieser Ver⸗
änderung seiner Ansichten mehr Nuhe erkennen als man voraus—
gesetzt hatte und seine politische Haltung erhöhte die Exaltation des
Augenblicks. Diejenigen aber, die ihm näher standen, frugen schon
damals: ist das Weisheit oder ist es ein Charakterzug, daß er sich
scheut, mit kühner Hand die Ereignisse zu leiten? Die Erfahrung
hat uns gelehrt, daß er den Kampf scheut und daß seine Friedens⸗
liebe noch größer ist als die seines Vaters.
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Stellung⸗ ß
nahme nach v
) außen
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