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Eltern
und
Geschwister
.
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Meine väterliche Familie trug einen durchaus militärischen
Charakter an sich; meine Mutter hatte stets in den Regionen
des Stadt- und Hoflebens gelebt. Aus diesen beiden Elementen
bildete sich also wohl der aristokratische Charakter, in dem sich unser
Ideenkreis bewegte, und die eigentümliche Natur meines ältesten
Bruders,) der niemals in den gewöhnlichen Typus des jungen
Offiziers oder des Landjunkers verfiel und doch mit der ganzen
Tiefe seiner Neigung diesen beiden Ständen angehörte.
Denke ich an meine Kindheit zurück, so kann ich wohl an⸗
nehmen, daß die ersten Stürme der RNevolutionskriege in Polen
und Frankreich für unser Vaterland verklungen, einige Jahre der
Ruhe und gewissermaßen der Sorglosigkeit darauf gefolgt waren.
Ich erinnere mich eines sehr harmlos heiteren Lebens in dem
Kreise der erwachsenen Geschwister,) namentlich in den Sommer—
monaten auf dem Lande, wo eine stete Bewegung von Kommen
und Gehen herrschte. Aber mit welcher Einfachheit, wenn ich da⸗
gegen die jetzigen) äußeren Anforderungen an ein komfortables Leben
und selbst die äußere Ausstattung zu dem, was eine Lustbarkeit
werden soll, betrachte. Das alte Haus) stand in seiner alten Ein—
richtung da, mit wenig anderem versehen als alten bequemen Da—
mast⸗ Sofas und ⸗Stühlen und dem, was die bloße Notwendigkeit
des Lebens sonst erheischt. Der Garten hatte seine alten, schönen
Bäume, seine französischen Hecken und Obstbäume aller Art. Das
wurde erhalten und wenig dazu getan. Gesäete Sommerblumen
und blühende Sträucher gaben den Schmuck; von Treibereien und
Pflanzen, die die neuere Zeit bei uns einheimisch gemacht, keine
Spur. Ich erinnere mich auch nicht, dergleichen in den größeren
und reicheren Etablissements in unserer Nachbarschaft gesehen zu
)P Generalleutnant Friedrich August Ludwig v. d. Marwitz auf Frieders⸗
dorf (177; c 837). Vgl. über ihn: „Fr. Aug. L.v. d. M., ein märkischer
Edelmann im Zeitalter der Befreiungskriege“. Zwei Bände, herausgegeben
von Friedrich Meusel. E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1908.
2) Vgl. die Stammtafel J am Schluß.
3) Karoline v. Rochow hat ihre Erinnerungen 1854 niedergeschrieben.
ij In Friedersdorf; es wurde 1828 nach Schinkels Plänen umgebaut.