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Erinnerungen der Karoline v. Rochow geb. v. d. Marwitz Erstes Kapitel. Kindheit. Erziehung. Jugend-Eindrücke (1792-1814)

Full text: Vom Leben am preußischen Hofe / Rochow, Caroline von (Public Domain)

—F 
Eltern 
und 
Geschwister 
. 
(6 ——— 
— 
* 3238 
7 
MDo 
Meine väterliche Familie trug einen durchaus militärischen 
Charakter an sich; meine Mutter hatte stets in den Regionen 
des Stadt- und Hoflebens gelebt. Aus diesen beiden Elementen 
bildete sich also wohl der aristokratische Charakter, in dem sich unser 
Ideenkreis bewegte, und die eigentümliche Natur meines ältesten 
Bruders,) der niemals in den gewöhnlichen Typus des jungen 
Offiziers oder des Landjunkers verfiel und doch mit der ganzen 
Tiefe seiner Neigung diesen beiden Ständen angehörte. 
Denke ich an meine Kindheit zurück, so kann ich wohl an⸗ 
nehmen, daß die ersten Stürme der RNevolutionskriege in Polen 
und Frankreich für unser Vaterland verklungen, einige Jahre der 
Ruhe und gewissermaßen der Sorglosigkeit darauf gefolgt waren. 
Ich erinnere mich eines sehr harmlos heiteren Lebens in dem 
Kreise der erwachsenen Geschwister,) namentlich in den Sommer— 
monaten auf dem Lande, wo eine stete Bewegung von Kommen 
und Gehen herrschte. Aber mit welcher Einfachheit, wenn ich da⸗ 
gegen die jetzigen) äußeren Anforderungen an ein komfortables Leben 
und selbst die äußere Ausstattung zu dem, was eine Lustbarkeit 
werden soll, betrachte. Das alte Haus) stand in seiner alten Ein— 
richtung da, mit wenig anderem versehen als alten bequemen Da— 
mast⸗ Sofas und ⸗Stühlen und dem, was die bloße Notwendigkeit 
des Lebens sonst erheischt. Der Garten hatte seine alten, schönen 
Bäume, seine französischen Hecken und Obstbäume aller Art. Das 
wurde erhalten und wenig dazu getan. Gesäete Sommerblumen 
und blühende Sträucher gaben den Schmuck; von Treibereien und 
Pflanzen, die die neuere Zeit bei uns einheimisch gemacht, keine 
Spur. Ich erinnere mich auch nicht, dergleichen in den größeren 
und reicheren Etablissements in unserer Nachbarschaft gesehen zu 
)P Generalleutnant Friedrich August Ludwig v. d. Marwitz auf Frieders⸗ 
dorf (177; c 837). Vgl. über ihn: „Fr. Aug. L.v. d. M., ein märkischer 
Edelmann im Zeitalter der Befreiungskriege“. Zwei Bände, herausgegeben 
von Friedrich Meusel. E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1908. 
2) Vgl. die Stammtafel J am Schluß. 
3) Karoline v. Rochow hat ihre Erinnerungen 1854 niedergeschrieben. 
ij In Friedersdorf; es wurde 1828 nach Schinkels Plänen umgebaut.
	        
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