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Beisetzung
in
Tharlotten⸗
burg
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hätte sich mit den Beweisen tiefgefühlter Trauer begnügt, welche
diese Zeit charakterisieren.
Der einzig feierliche Moment dabei soll gewesen sein, wie die
Prinzeß von Preußen) allein ihre Cour machte. Sich tief vor
der Königin verneigend, hat sie ihr die Hand geküßt und sich dann
mit vielem Anstand entfernt. So tritt sie bei einer Zeremonie zum
erstenmal in dieser Zeit hervor.
Während alles unbefriedigt davon zurückkehrte, kam die kleine
Kröcher?) ganz in Thränen zu mir. Die Fürstin hatte ihre Damen
zu der Cour geschickt, und für sie war der Eindruck herzzerreißend
gewesen.
Hier wird der Faden der späterhin niedergeschriebenen Erzählung
wieder aufgenommen.
Wie der Schatten dieser feierlichen Bestattung erschien in der
Stille der Nacht das Geleit, das den Verstorbenen nach Charlotten⸗
burg brachte.
Wieder war vom Domplatz an, die Linden hinunter den Weg
nach Charlottenburg bezeichnend, das Volk versammelt. Kopf an
Kopf standen sie in feierlicher Erwartung, alle Fenster der Häuser
waren besetzt; es war eine schöne Sommernacht, in der ein bedeckter
Himmel den Schein des Mondes milderte. Da bewegte sich ein
dunkler Zug vom Dom her in der Mitte der Linden dem Tore zu ˖
Ein einfacher Wagen trug den Sarg des geliebten Königs, seine
Gardedukorps ritten neben dem Zuge und in einigen Wagen folgten
die nächsten Umgebungen des Verstorbenen. Der rote Schein der
Fackeln warf ein düstres Licht auf die dunklen Gestalten. Lautlos
und langsam bewegte sich der Zug wie im Traum an uns allen
vorüber; immer weiter entfernte sich dann das Licht der Fackeln
wieder, bis es sich endlich in den dichtbelaubten Bäumen des Tier⸗
gartens gänzlich verlor.
Mit diesem letzten Scheine endigte nun auch jede Beziehung
zu dem treuen Regenten. War es die Erinnerung einer langen
9 Die spätere Kaiserin Augusta.
2) Fräulein v. Kröcher, Hofdame der Fürstin Liegnitz.
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