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Full text: Vom Leben am preußischen Hofe / Rochow, Caroline von (Public Domain)

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ganz unnütz sein, und ich möchte doch noch wissen, wie es eigentlich 
in der Welt aussieht!“ Kienast sah, daß seine Worte den König 
geärgert hatten und bat ihn mit Tränen in den Augen um Verzeihung. 
Die momentane Bewegung war längst vorüber; der Kranke reichte 
ihm die Hand und beruhigte ihn mit den Worten: „Weiß schon, 
weiß schon, Sie meinen es ja immer gut. Ehe Sie fortgehen, 
geben Sie mir einmal das Bisquit da her, mich hungert!“ Voller 
Freude kommt der Diener dem Befehl nach und sieht ein neues 
Zeichen der Besserung in der Eßlust. — Kaum haͤtte er das 
Zimmer verlassen, gab der König der Fürstin das geforderte zurück 
und auf ihre Frage, weshalb, antwortete er: „Ich wollte nur dem 
armen Kienast eine kleine Freude machen.“ 
Es ist eines jener unbedeutenden Ereignisse, die kaum wichtig 
genug sind, um sie wieder zu erzählen, die aber einen tieferen Blick 
in das Innere der Menschen tun lassen als größere Handlungen 
es vermögen. Das Anwillkürliche, Unberechnete in dem Gange 
des täglichen Lebens übt den größten Einfluß aus und bleibt immer 
der richtige Maßstab der Beurteilung. 
Der König trat in diesen Tagen dem Kronprinzen durch das 
tägliche Sprechen näher, und auch für ihn äußerte er Aufmerksam— 
keiten, die zeigten, daß die Krankheit ihn wahrlich nicht selbst⸗ 
beschäftigt machte. So fand der Kronprinz auf seinem Platz bei 
den Vorträgen Bleifeder und Zeichenpapier liegen und erfuhr, der 
Vater habe sich der Gewohnheit des Sohnes erinnert und befohlen, 
daß man nicht vergessen möge, ihm zum Zeichnen alles bereit zu legen. 
Ward nun das leicht bewegte Herz des Kronprinzen natürlich 
durch so viel Berücksichtigung dankbar erfreut, so sollte er in den 
nächsten Tagen erfahren, wie der König ihn in alle Handlungen 
seiner letzten Tage mit hineinverwickelte, ja, sie durch ihn in die ffent⸗ 
lichkeit treten ließ. Mein Bruder hatte am 26. bei dem Kron—⸗ 
prinzen gegessen, und von dort zurückgekehrt, teilte er uns alles 
mit, was er über das Befinden des Königs und seine mitteilendere 
Laune gehört hatte, als ein königlicher Wagen vor unserer Tür 
hielt und der Kammerdiener schnell eintrat und meldete, der Kron⸗ 
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Vater 
und Sohn
	        
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