—
8 — *
— — —
— — —
ganz unnütz sein, und ich möchte doch noch wissen, wie es eigentlich
in der Welt aussieht!“ Kienast sah, daß seine Worte den König
geärgert hatten und bat ihn mit Tränen in den Augen um Verzeihung.
Die momentane Bewegung war längst vorüber; der Kranke reichte
ihm die Hand und beruhigte ihn mit den Worten: „Weiß schon,
weiß schon, Sie meinen es ja immer gut. Ehe Sie fortgehen,
geben Sie mir einmal das Bisquit da her, mich hungert!“ Voller
Freude kommt der Diener dem Befehl nach und sieht ein neues
Zeichen der Besserung in der Eßlust. — Kaum haͤtte er das
Zimmer verlassen, gab der König der Fürstin das geforderte zurück
und auf ihre Frage, weshalb, antwortete er: „Ich wollte nur dem
armen Kienast eine kleine Freude machen.“
Es ist eines jener unbedeutenden Ereignisse, die kaum wichtig
genug sind, um sie wieder zu erzählen, die aber einen tieferen Blick
in das Innere der Menschen tun lassen als größere Handlungen
es vermögen. Das Anwillkürliche, Unberechnete in dem Gange
des täglichen Lebens übt den größten Einfluß aus und bleibt immer
der richtige Maßstab der Beurteilung.
Der König trat in diesen Tagen dem Kronprinzen durch das
tägliche Sprechen näher, und auch für ihn äußerte er Aufmerksam—
keiten, die zeigten, daß die Krankheit ihn wahrlich nicht selbst⸗
beschäftigt machte. So fand der Kronprinz auf seinem Platz bei
den Vorträgen Bleifeder und Zeichenpapier liegen und erfuhr, der
Vater habe sich der Gewohnheit des Sohnes erinnert und befohlen,
daß man nicht vergessen möge, ihm zum Zeichnen alles bereit zu legen.
Ward nun das leicht bewegte Herz des Kronprinzen natürlich
durch so viel Berücksichtigung dankbar erfreut, so sollte er in den
nächsten Tagen erfahren, wie der König ihn in alle Handlungen
seiner letzten Tage mit hineinverwickelte, ja, sie durch ihn in die ffent⸗
lichkeit treten ließ. Mein Bruder hatte am 26. bei dem Kron—⸗
prinzen gegessen, und von dort zurückgekehrt, teilte er uns alles
mit, was er über das Befinden des Königs und seine mitteilendere
Laune gehört hatte, als ein königlicher Wagen vor unserer Tür
hielt und der Kammerdiener schnell eintrat und meldete, der Kron⸗
307
Vater
und Sohn