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Full text: Vom Leben am preußischen Hofe / Rochow, Caroline von (Public Domain)

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Abschied 
von der 
Lebens⸗ 
arbeit 
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gehabt, man befürchte das ÜÄbelste. Der Kronprinz eilte sogleich 
nach dem Krankenzimmer des Vaters und mit den schmerzlichsten 
Empfindungen kehrte er von dort zurück, denn er war zurückgewiesen 
worden, ohne eine recht genaue Nachricht über den Zustand des 
Kranken selbst zu erhalten. 
Der diensttuende Adjutant berichtete später, der König sei, meist 
sich vorbeugend, mit alter Liebe dem Vorbeimarsch seiner Soldaten 
gefolgt, habe sich dann aber oft ganz ermattet zurückgelehnt. Der 
Adjutant stand hinter ihm. Er wollte sichtlich vor den Truppen 
noch kräftiger erscheinen und nahm sich mehr zusammen als es seine 
Kräfte erlaubten. Plötzlich, als die Artillerie kaum zur Hälfte 
vorbeidefiliert war, flüsterte er mit kaum verständlicher, sehr ver⸗ 
inderter Stimme: „Ich kann nicht mehr!“ Herr v. Brauchitsch 
unterstützte ihn und brachte ihn in seinen Großvaterstuhl, in den er 
wie ohnmächtig hineinfiel; er rief „ein Arzt!“ „ein Arzt!“ Der 
Adjutant rief den Dr. Grimm, und als beide eintraten, mußten 
sie im ersten Augenblick das Schlimmste befürchten, so zusammen⸗ 
gesunken lag der König da. Indessen erholte er sich nach einigen 
Mitteln, die man anwendete, wieder und freundlich sagte er zuerst: 
„Ich danke sehr!“ Er wollte allein bleiben und ruhen. 
Indessen schon am Morgen hatte er zu 4 Uhr nachmittags 
den Fürsten Wittgenstein, den General Lindheim) und den Kabinetts⸗ 
rat Müller?) bestellt. Der Fürst wußte wohl schon, weshalb. 
Der König empfing die Herren trotz seiner Schwäche um die be— 
stimmte Stunde. Er war zu matt, um viel zu sprechen und sagte 
nur, der Fürst werde den Herren die durch seine Krankheit not⸗ 
wendige Änderung des Geschäftsganges mitteilen und sie ersuchen, 
sich zum Kronprinzen mit folgendem Auftrag zu begeben, der denn 
darin bestand, daß der König die Reise des Kronprinzen selbst ab⸗ 
bestelle, denn er fühle sich zu schwach, und ordne an. daß der Kron⸗ 
prinz alle Morgen in dem Palais selbst die eingegangenen Sachen 
offnen, um 9 Uhr den gewöhnlichen Militär⸗ und Zivilvortrag 
) Vgl. o. S. 258, Anm. 1. 
) Geh. Kabinettsrat und vortragender Rat im Zivilkabinett. 
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