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Erinnerungen der Karoline v. Rochow geb. v. d. Marwitz Erstes Kapitel. Kindheit. Erziehung. Jugend-Eindrücke (1792-1814)

Full text: Vom Leben am preußischen Hofe / Rochow, Caroline von (Public Domain)

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Meetings 
über 
Gefängnis⸗ 
reform 
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fanden sie hier in geordnetem Zustande und da es ihnen an Ver—⸗ 
ständnis für andere Verhältnisse, Institutionen und Gesetze fehlte, 
waren die Ausstellungen, die sie bei ihren Besuchen der Gefängnisse 
hier machten, sehr oberflächlich und oft ganz falsch. Mrs. Fry hielt 
hier sogenannte Meetings, und da sich das Kronprinzenpaar und die 
alte Prinzessin Wilhelm für die edle Richtung der Frau inter⸗ 
essierten, ja, sich an die Spitze eines Vereins der Art stellten, so 
fand sie hier in den gebildeten Kreisen einen großen Anklang. 
Gewiß verließen diese Menschen Berlin nach achttägigem 
Aufenthalte ohne tiefere Kenntnis der hiesigen Zustände, aber was 
sie wollten, hatten sie erreicht. Die Anregung war gegeben, und 
es wird immer ein schönes Verdienst bleiben, die Menschen zu 
christlichen Liebeswerken aufgefordert zu haben. Aber man darf doch 
darüber das, Nächste nicht vergessen und es blieb für alle, die die 
Gefahr des Königs kannten, ein betrübendes, ja verletzendes Gefühl, 
den Kronprinzen in diesem Augenblick so ganz beschäftigt von 
dieser einen Erscheinung zu sehen. 
Ebenso wie der Kronprinz die gefahrvolle Krankheit des Königs 
nicht erwähnte, verhielten sich auch die alten Umgebungen des 
leidenden Monarchen. Der Fürst Wittgenstein, der sonst fast 
täglich zu meinem Bruder kam, vermied sichtlich, ihn zu sehen, und 
in den Briefen, die durch manche geschäftliche Beziehungen notwendig 
wurden, erwähnte er das Befinden des Königs nicht mit einem 
Worte. Der alte Herr v. Schilden) dagegen, dessen weiches 
Gemüt unter der drohenden Gefahr litt, verschwieg nicht, wie 
verändert, wie tief krank er den alten Herrn finde. 
Es war eine lange, dem Könige lieb gewordene Gewohnheit, 
im Frühjahr wöchentlich nach Potsdam zu fahren, und zwar 
geschah dies des Sonnabends. Er blieb dann den Sonntag dort 
und kehrte Montags wieder. Es begleitete ihn außer der Fürstin 
immer der Reihe nach eine Familie seiner verheirateten Kinder. 
Man hatte darauf gehofft, daß diese Abwechselung, dieses Heraus⸗ 
August Frhr. v. Schilden, Oberhofmeister im „Hofstaat Ihrer Maje⸗ 
stät der höchstseeligen Königin“ (Königin Luise). Vgl. o. S. 45, Anm. 2. 
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