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Gefahr zu schildern, die darin liegen würde, einen Mann dazu
ernennen zu wollen, der einer bestimmten religiösen Sekte angehöre.
Der Kronprinz erwiderte zerstreut, es sei wahr, Graf Stolberg
passe nicht zu der Stellung und die Anterhaltung stockte aus
Mangel an Interesse für den Gegenstand.
Nur zu bald lenkte aber der Kronprinz selbst das Gespräch
dahin, wo seine Gedanken weilten. Er forderte meinen Bruder
auf, amtlich die Bemühungen einer englischen Quäkerfamilie zu
unterstützen, die, auf einer Reise durch Deutschland begriffen, sich
in Berlin aufhielt, um die frommen und edlen Bestrebungen auch
hier zu beleben, durch die sie so vieles in England geleistet hatte.
Mrs. Fry), ihr Bruder, ihre Tochter und noch ein Mann
hatten sich zu dieser Reise entschlossen, nachdem Mrs. Fry mit schönem
Eifer die Verbesserung des wirklich schlechten Zustandes der Ge—
fängnisse in ihrem Vaterlande angebahnt hatte. Die ganze Er—
scheinung der Frau war einfach, und sichtlich erkannte man in der
Aufgabe, die sie sich gestellt hatte, die Folge einer reinen inneren
Überzeugung. Es war aber bei ihrem lobenswerten Eifer nicht zu
übersehen, daß sie ihre Reise in gänzlicher Unkenntnis der Verhält⸗
nisse anderer Länder angetreten hatte. Schulen und Gefängnisse
sind bekanntlich in England nicht Gegenstand der Sorgfalt der
Regierung. Es liegt dieser Mangel tiefer, als daß ihm durch ein
einzelnes Gesetz abgeholfen werden könnte. Der Einzelne und die
Familie wird eben dort nicht so speziell regiert wie in Deutschland
und deshalb bilden sich zur Abhülfe von dergleichen tiefgefühlten
Mängeln Gesellschaften und Vereine, die mit großer Hingebung
sich einem Zwecke widmen, leicht Unterstützung in Geld und Kräften
finden und Großes leisten.
Während nun dort die Fehler von unten hinauf gebessert
werden, ist man hier gewohnt, daß man sie von oben herab in die
Hand nimmt. Das Feld, was in England so viel zu tun gab,
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Mrs. Fru
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