Ruhe in
Posen
R
—— —————
——
T—ñ—
2277
———
Polizeioffizianten die Hand mit den Worten: „Nun, führen Sie
mich doch ab!“ Von diesem und Minutoli geleitet, verließ er
lächelnd sein Zimmer; dabei meinte er ganz heiter: „Nun muß ich
mich doch wohl noch etwas sträuben!“ Seine Schwester wollte
hm Geld einhändigen, er nahm es aber nicht an, sondern erklärte:
wer ihn gefangen hätte, könnte ihn auch ernähren. Ohne weiteren
Aufenthalt bestieg er jetzt den Wagen mit Herrn v. Minutoli,
ein Wagen mit Gendarmen begleitete ihn.
Der Zug fuhr, von einem Pikett Husaren geführt und ges chlossen
—V
In Vogelsdorf) trafen sie den von meinem Bruder geschickten
königlichen Befehl, wendeten sich gleichzeitig nach Kolberg und
langten dort glücklich an.
Heute mittag kam Geheimrat Seiffart hier wieder an. Er war
vor den Toren von Posen angelangt, als sie eben gesperrt waren und
mußte dort verweilen. Als er freien Durchgang erhielt, erfuhr er die
Abreise des Erzbischofs. In der Stadt sah man nicht ohne Unruhe
den kommenden Vorfällen entgegen. Der Sonntag brach an; schon
abends vorher waren viele vornehme Polen eingetroffen, um dem Hoch⸗
amt beizuwohnen; viele Landleute hatten sich wegen des stattfindenden
Marktes versammelt. Man befürchtete unangenehme Auftritte
Indessen schien alles spurlos an den Gemütern vorübergegangen
zu sein; es machte sich keinerlei Erregung bemerklich. Die Kirche
blieb ziemlich lerr und nachmittags zogen die Leute lustig vor die
Tore, wo ein Kunstreiter im Flitterstaat die Neugierigen mit seinen
Späßen herbeilockte.
Beim Volk fand die Erbitterung keinen Anklang. In dem unzu⸗
friedenen Adel, der mehr in seiner Eitelkeit als in seinen Interessen
oerletzt ist, ruht der Zündstoff verborgen. Wie in Polen so vertritt auch
am Rhein und in Westfalen der Adel das Prinzip der Auflehnung.
10. Oktober 1839.
Gestern war hier eine Versammlung der Minister, um die
durch das veränderte Verhältnis des Erzbischofs entstehenden Fragen
y Drei Meilen östlich von Berlin.
276