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Heirat des
russischen
Thron⸗
folgers
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die Personen wurden namentlich durch Prinz Karl mit Heftigkeit
angegriffen. Auch die projektierte Vermählung des Thronfolgers
führte herbe Ausfälle herbei, obgleich offiziell nichts gegen die
Stellung der Prinzeß von Darmstadt)) einzuwenden sei, da ihr
Vater sie anerkannt habe. Durch verwandtschaftlich⸗freundliche Ein⸗
rede hätte der Kaiser vielleicht zur Lösung des Planes bewogen
werden können, doch die Art, in der es geschehen, lasse ihn nur um
so fester auf der Ausführung bestehen. Die Liebe des Thronf olgers
sei jetzt nicht mehr so heftig.
¶. Oktober 1838.
Der Erzbischof Dunin ist fort nach Posen, ohne daß man eine
Ahnung seiner Absicht hatte. Er ward hier nicht als Gefangener
gehalten und hatte die Erlaubnis, sich in Berlin und Umgegend bis
Potsdam ohne Aufsicht zu bewegen. Gestern nun verließ er das Hotel
de Petersbourg, welches er bewohnt, mit der Absicht, einem Gesangfest
in Potsdam beizuwohnen. Anterwegs eröffnete er seinem Kaplan,
daß er gesonnen sei, Berlin zu verlassen, und entließ ihn mit der
Weisung, einen Brief, den er ihm übergab, sicher in die Hände
des Königs zu befördern, während er einen bereitstehenden Miets-
wagen bestieg.?)
Als am 4. morgens weder der Erzbischof noch der Kaplan
von ihrem Ausflug heimkehren, wird es klar, daß der Erzbischof
entflohen ist. Der Kaplan bestätigt auch, daß er sich nach Posen
gewendet hat. Sogleich expedierte mein Bruder den Geheimrat
Seiffartꝰ) mit mündlicher Instruktion an den Oberpräsident Flottwellꝰ),
i) Maria von Hessen, geb. 1824, Tochter des Großherzogs Ludwig I.
vermählte sich am 28. April 1841 mit dem späteren Kaiser Alexander II.
2 Vgl. über die Flucht des Erzbischofs am 3. Oktober 1839 Treitschle,
Deutsche Geschichte, Bd. IV, S. 709.
9) Geh. Regierungsrat, vortragender Rat in der Polizei⸗Abteilung des
Ministeriums des Innern.
Eduard Heinrich Flottwell (1786— 1865), war 1830 beim Ausbruch
der polnischen Revolution Oberpräsident von Posen geworden, was er, ein
eifriger Beförderer des Deutschtums, bis 1841 blieb. Seine Abberufung
durch Friedrich Wilhelm IV. war ein schwerer politischer Fehler.
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