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ohne den Weg durch sein auswärtiges Departement oder seinen
katholischen Gesandten v. Linden ) zu nehmen.
Der König von Württemberg) ist ein kluger Mann, der seiner
Zeit eine Richtung abgewinnt, durch die er sie handhaben kann. Er
ist wie unser König, protestantischer Herrscher über teilweis katho—
lische Untertanen, und die sich auflehnende Geistlichkeit in unserem
Staate kann ihn nicht gleichgültig lassen. Beide Monarchen stimmen
in manchen Beziehungen überein. Der hohe Reisende glaubt nichts
von Rom erwarten zu können, da sie dort erst nach Wiederein—
setzung der beiden Bischöfe wieder Verhandlungen eröffnen wollen.
Lin ruhiger Gang der Dinge, ohne geschärfte Gesetze, welche die
Gemüter aufregen, die Gewissen beschweren, ohne in unserer Stellung
zu den Bischöfen auf Nom Rücksicht zu nehmen, nach den Landes-
gesetzen verfahrend, mit gleichem Recht für beide Konfessionen, sei
der Weg, der nach seiner Wahrnehmung am besten zum Ziel führen
möge. Der Papst soll keinen bedeutenden, imponierenden Eindruck
machen; habe man den Monsignore Lambruschini gesprochen, so
höre man in der Unterredung mit dem Papst nur sein Echo.
B
König von
Württem⸗ ß
berg über —
Nom
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Ende September 1839.
Herr v. Meyendorff war heute bei meinem Bruder. Sein
Verhältnis zu ihm ist ein anderes als das gewöhnliche zwischen
einem Minister und einem Gesandten. Da er von einem verwandten
ofe kommt, spricht er zu ihm wie zu jemand, der dem königlichen
Hause näher steht. Er gestand ihm, wie tief sich der Kaiser gekränkt
fühle durch die Art, in der die jüngeren Söhne des Königs sich
über die Heirat der Großfürstin Marie“) mit dem Herzog von
Leuchtenberg ausgesprochen haben. Nicht das Prinzip, sondern
Frhr. v. Linden war württembergischer Geschäftsträger am Berliner
Hofe: Gesandter war ein Generalleutnant Graf v. Bismarck
) Friedrich Wilhelm J. (regierte 1816-1869.
) Luigi Lambruschini (1776 - 1854), seit 1831 Kardinal, seit 1836 Staats ⸗
sekretär des Auswärtigen in Rom.
9 Großfürstin Maria Nikolajewna, geb. 1819, älteste Tochter Nikolaus' I.,
dermählte sich am 14. Juli 1839 mit dem Herzog Maximilian von Leuchten-
berg, Fürsten von Eichstädt, russischen Generalmaior.
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