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Die beiden Prinzessinnen Wilhelmy und Karl)) fuhren alle
Augenblick im Schloß vor. Prinzeß Wilhelm erkundigte sich auch
selbst oft, um in ihrem Bericht an die Mutter wie an die
Kaiserin ihre Teilnahme zu beweisen. An dem Tage der Operation
war ein geladener Ball bei Graf Redern?. Dieser ward durch
meinen Bruder von der Gefahr unterrichtet, wünschte es aber mit
keinem der Höfe, die ihm zugesagt, zu verderben. Da man ihm
nicht gestatten wollte, die Kronprinzessin als Grund für einen Auf—
schub anzuführen, bat er den König direkt um seine Befehle. Der
König entschied: es werde zu viel Aufsehen machen, wenn man
die Krankheit bekannt gäbe, er möge die Einladungen aufrecht
erhalten. Was die einzelnen Höfe dann tun wollten, bliebe ihrem
Gefühl überlassen.
Der Ball fand also statt. Die Fürstin Liegnitzz erschien nicht,
wohl aber alle Schwägerinnen der Kronprinzeß. Sie tanzten und
blieben bis zum Ende des Festes. Das Aufsehen, das unser
König vermeiden wollte, ward durch das Fest vermehrt; einige
Tage darauf sprach die „Allgemeine Zeitung“) mit Befremden
darüber.
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Ball bei
Graf
Nedern
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Sobald die Kronprinzessin Berlin mit Potsdam vertauschen
konnte, trat ihr Gemahl die Reise an den Rhein an, die ihm seine
Pflicht auferlegte. Alle Blätter haben seinen Triumphzug beschrieben.
Im vergangenen Jahr hatte Prinz Wilhelm dieselbe Gegend besucht.
Die Rheinländer, die gern Feste feiern, hatten ihm zu Ehren auch
welche gegeben und durch einen glücklichen Umstand fand gleichzeitig
das Jubiläum des kommandierenden Generals v. Borstell) statt.
Einige Reden, die der Prinz hielt, der Zusammenfluß vieler
Menschen bei dieser Gelegenheit, ließen die Lauheit seines Empfanges
nicht so hervortreten, wie in Westfalen. Es blieb fraglich, ob sich
1) Augusta und Marie von Sachsen-Weimar.
2) Vgl. o. S. 247, Anm.
5) Damals in Augsburg, heute in München.
) Ludwig v. Borstell, General der Kavallerie und kommandierender
General in den Rheinprovinzen (1773 - 1844).
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