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Kurze Zeit darauf ward unser Gesandter in Paris, Herr
o. Werther) zum Minister des Auswärtigen ernannt. Man er⸗
wartete ihn so schnell wie möglich hier zu sehen, da das Portefeuille
schon mehrere Monate erledigt) und nur unvollkommen durch Herrn
o. Jordan) und Geheimrat Philipsborn versehen wurde; doch
erhielt Herr v. Werther Weisung, bis nach der Vermählung des
Herzogs von Orleans in Paris zu bleiben. Die meisten Ambassadeurs
und großen Gesandten reisten vorher ab, Herr v. Werther ward als
Gesandter eines verwandten Hofes an die Familientafel gezogen. —
Der Herbst 1837 brachte mich nach längerer Abwesenheit
hierher zurück. Mein Bruder hatte eine Rheinreise gemacht und
war durch Westfalen zurückgekehrt. Diese Reise hatte ein doppeltes
Interesse für ihn gehabt. Diese entfernt liegenden Provinzen sind
dem Einfluß ihrer Nachbarn um so eher ausgesetzt, als hier die
Treue gegen den König nicht durch das persönliche Gefühl für ein
altes, angestammtes Herrscherhaus unterstützt wird, wie es in den
alten Provinzen fast unbewußt jeden Bewohner zur Erfüllung
seiner Pflichten treibt. Dazu kommt das Vorherrschen der katholischen
Religion, das leicht Mißtrauen gegen den protestantischen Herrscher
entstehen läßt. Unser König ist ein eifriger Protestant, der seiner
Lehre die schwierigsten Wege zu ebnen sucht. Man kann nicht
leugnen, daß er Andersgesinnte oft verletzt, bei kleinen NReibungen
unbedingt Partei nimmt, und dadurch Übelgesinnten Waffen in die
Hand gibt. Während sich die katholische Kirche unter preußischem
Szepter hob und reinigte, wurden die ihr erwiesenen Wobltaten
durch wiederholte Verletzungen verwischt.
Die Persönlichkeit des jetzigen Erzbischofs von Köln, Freiherrn
Droste zu Vischeringꝰ), war dazu gemacht, ein unbewußtes Werk⸗
Vgl. v. S. 209, Anm. 4.
) Aneillon war am 19. April 1837 gestorben.
) v. Jordan, a. o. Gesandter und bevollmächtigter Minister in Dresden.
9 Geh. Legationsrat Philipsborn (178421848) war vortragender Rat
im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten.
5) Clemens August Frhr. Oroste zu Vischering (1773 - 1845), 1805
Generalvikar, kam schon bald nach 1815 in Streitigkeiten mit der preußischen
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