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erinnert, besonders wenn man Herrn Bresson mit so vieler Eleganz
und den dreifarbigen Livreen einherfahren sah.
Mein Bruder gehört keineswegs zu den Menschen, deren
Urteil durch vorgefaßte Ansicht gefangen genommen ist, sondern
wirklicher Geist oder tieferes Gemüt finden auch trotz Meinungs
verschiedenheiten Anklang in seiner lebendigen, empfänglichen Natur.
Hier aber war er ganz kalt geblieben. Die Erscheinung der Prinzen
hatte einen matten Eindruck hinterlassen, das Gespräch hielt sich in
den Grenzen oberflächlicher Redensarten und ihre Kenntnisse unseres
Landes zeigten sich als höchst äußerlich. Mein Bruder sah daraus,
wie wenig dazu gehört, selbst die Edleren und Besseren zu täuschen.
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Heirat des
Prinzen
von d
Orleans 9
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Das Jahr 1837.
Das Jahr 1837 begann mit der Heirat des Herzogs von
Orleans mit der Prinzessin von Mecklenburg'). Sie ist nicht be—
sonders hübsch und nicht jung genug, um blind in die neuen Ver⸗
hältnisse zu gehen, deren Schwierigkeit sie sich nicht verhehlen konnte.
Sie war in pietistisch-frommer Erziehung aufgewachsen und man
glaubte sie in ernste Zurückgezogenheit versunken, als sie mit einem
Mal hervortrat, um diese Heirat gegen den Willen ihres Bruders,
des Großherzogs, durchzusetzen. Obgleich sie ihren künftigen Gemahl
nie gesehen hatte, zeigte sie sich wie von großer Liebe befangen und
wendete sich an unseren König um Beistand.
Der König stiftet gern Heiraten.) Hier sah er in einer pro—
testantischen Prinzessin an einem katholischen Hofe eine Stütze der
Konfession, als deren Vertreter und Beschützer er sich betrachtet.
Er findet es besser, daß der Prinz in Verbindung mit einem nord⸗
deutschen Hof tritt, als mit einem süddeutschen. Genug, er ist ge⸗
wonnen und schickt heimlich Herrn v. Kamptz) nach Schwerin, den
Broßherzog zu seiner Zustimmung zu bereden. Was konnte den
1) Helene von Mecklenburg⸗Schwerin (1814 -1858).
7) Doch war diese Heirat hochpolitisch. Vgl. Treitschke, a. a. O. IV,
S. 516 ff.
9 Vgl. o. S. 218, Anm. 1.
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