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Full text: Vom Leben am preußischen Hofe / Rochow, Caroline von (Public Domain)

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Er versicherte, er komme eben vom Fürsten Wittgenstein und 
habe dort die Nachricht von Herrn v. Bresson selbst erfahren. 
Die Zimmer im Schloß wären schon bestimmt, und Herr v. Bresson 
machte alle Einrichtungen in seinem Hotel, um den Prinzen ein 
großes Fest zu geben. Wir wunderten uns darüber, daß ein so 
vielfach besprochener Plan, wie dieser es sein mußte, selbst den 
Ministern so lange unbekannt blieb; mein Bruder in seiner ver— 
traulichen Stellung zum Kronprinzen erfuhr es erst an demselben 
Tage wie die ganze Stadt. Er klärte uns dann über den Zu— 
sammenhang auf. 
Ohne den König durch eine offizielle Frage in Verlegenheit 
zu setzen, oder eine ausweichende Antwort zu riskieren, waren mit 
Umgehung der öffentlichen Behörden die Verhandlungen durch den 
Fürsten an den König gelangt. Erst als die französische Regierung 
über die Art der Aufnahme im klaren war, traf die Anzeige von 
der Ankunft der Prinzen durch den Gesandten bei den Ministern 
ein. Der Fürst hatte das Geheimnis streng gewahrt, weil er 
Widerspruch vom Kronprinzen und den jüngeren Prinzen fürchtete. 
Der Kronprinz erfuhr es an demselben Abend wie wir, und 
zwar im Theater durch den Grafen Redern.) Graf Redern 
war in der kleinen Loge des alten Königs gewesen, wo er als 
Intendant freien Zutritt hatte, und hörte, wie der König der Fürstin 
Liegnitz erzählte, daß er soeben die offizielle Anmeldung der fran— 
zösischen Prinzen erhalten habe. Graf Redern ging nun in die 
große königliche Loge zurück, und, sich hinter den Stuhl des Kron⸗ 
prinzen stellend, flüsterte er ihm diese Neuigkeit halblaut zu. Der 
Kronprinz, ganz ahnungslos über die Möglichkeit dieses Besuches, 
äußerte sich nun sehr heftig über den Mangel an Vertrauen, den 
man ihm bewiesen, und wie unangenehm ihm der Besuch sei. 
Seine Worte und Bewegungen fielen im Publikum auf; es war 
bald bekannt. daß der Kronprinz nicht die Ansicht des Könias teile. 
—— 
Ansage der 
Prinzen 
9 von Orleans 
— 
) Wilhelm Friedrich Graf v. Redern (1802 -1883), seit 1828 General⸗ 
intendant der Kgl. Theater zu Berlin, 1844 Generalintendant der Hofmusik, 
auch als Komponist bekannt. 
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