——
Rochow in
Merseburg
—
—A
—e— —— ⏑
65
———— — —
herabspannen wolltet! Das Glück hat schon viel für ihn getan,
das muß man dankbar und demütig hinnehmen. Ich erwarte
nichts, wünsche und will nichts, hoffe nichts und werde dankbar
erkennen, was Gott sonst noch schicken will. Ich kann auch ohne
näheren Verkehr fertig werden, und muß das, bei der Tournure,
die mein Schicksal nun einmal genommen hat, für ein Glück erachten,
wenn es auch im allgemeinen gewiß keins ist.
An Klara v. Pfuel, geborene v. Rochow.
[Berlin] den 23. Mai 1834.
.. Der Abschied von Merseburg) wurde uns schwer durch
die wirkliche Betrübnis, die derselbe dort zurückließ. Abgesehen
davon, daß unser Dortsein doch wohl eine Evpoche regeren Lebens
hervorgerufen hatte, so zieht diese Veränderung auch manche andere
nach sich, und die eignen Schicksale mancher Bewohner der Stadt
sind damit verknüpft. Noch am letzten Abend wurde uns eine sehr
hübsche Fete im Schloßgarten gegeben, mit Souper in unserem
Pavillon, Blumen, Kränzen, Namenszügen, Musik, Reden, Tusch,
Gedichten; selbst ein paar Tänze folgten, und Tränen fehlten auch
nicht dabei. So wenig ich es auch liebe, d'ôtre l'héroine d'une
kote, so muß ich mir doch sagen, daß ich wohl ein langes Leben
in Berlin zubringen könnte, ohne solche Zeichen von Teilnahme
und Anhänglichkeit zu erleben.
Uber Gustavs neue Wirksamkeit kann ich Dir nichts weiter
mitteilen als den Inhalt der Kabinettsorder, die ihm das ganze
Ministerium des Innern mit sehr geringen Ausnahmen zuweist.
Willst Du, liebe Klara, Dich über Gustavs großes Glück freuen,
so will ich Dich nicht darin stören, sondern nur Gott bitten, daß
kein hinkender Bote nachkomme; und Du wirst mir erlauben, zu
finden, daß Glück und äußere brillante Fortune verschiedene Be—⸗
griffe sind. Allerdings wird jeder Mann— der dient und einige
innere Regsamkeit besitzt, den auch die Umstände einigermaßen
begünstigen, seinen Ehrgeiz nicht darauf beschränken, auf den niederen
4) Rochow wurde 1834 zum Minister des Innern ernannt.
236