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— zu legen sei.“ Ebenso wurde der Fürst Wittgenstein) als der
niedrigste Charakter betrachtet, „der wissentlich einen unbedachten
Brief seiner Bekannten in französische Hände gespielt hätte“; und
später sahen wir Stein freundlich mit ihm verkehren, seine Verdienste
um die konservative Richtung der damaligen Zeit anerkennen.
So findet man auch Herrn v. Stein in der engsten Verbindung
mit den ultra⸗konservativen Elementen des schwerfälligen, west⸗
fälischen Adels zum Zweck der Herstellung altständischer Verhält⸗
nisse, und gleichzeitig in Korrespondenz mit den liberalsten Persön⸗
lichkeiten der Zeit: z. B. Arndt, Görres“), dem alten Gagern“)
usw. über die Gebrechen aller Regierungen, Auftreten einer Art
von Konstitutionalismus, zur Kontrolle der Fürsten und Minister.
Ob er selbst ein recht klares Bild darüber hatte, wie diese Gegen⸗
sätze zu einem lebensfähigen Ganzen zu vereinigen wären, weiß ich
natürlich nicht. Was in seiner Lebensbeschreibung darüber an kleinen
Vorschlägen und Entwürfen zu finden ist, erscheint nicht erschöpfend;
aber man kann darin viele Anklänge an die neuen Ideen des jetzigen
Königs entdecken, über Herstellung einer ständischen, halb mittel⸗
alterlichen, monarchischen, halb modernen, repräsentativen Verfassung,
wie sie den unglücklichen, vereinigten Landtag von 1847 zur Folge
hatten und die vielleicht noch jetzt, in den Einrichtungen von Herren⸗
haus, Abgeordnetenhaus, Provinziallandtag ihrer Verwirklichung
nachstreben.
Im Familienleben sprach sich beim Minister v. Stein ganz
derselbe Charakter aus: er zeigte sich wohlwollend, mitteilend für
iJ Vgl. o. S. 45, Anm. 1.
) Joseph v. Görres, hervorragender katholischer Publizist und Ge—
lehrter (17756 -1848), gab 1814-1816 den „Rhei nischen Merkur“ heraus,
wurde dann ultramontan, seit 1827 Professor der Geschichte in München;
er gründete 1838 die „OHistorisch-politischen Blätter“.
s) Hans v. Gagern, Patriot und Staatsmann (1766— 1852), in nassaui⸗
schen, später in niederländischen Diensten, Gesandter am Deutschen Bundes⸗
tage, seit 1820 Privatmann und Mitglied der ersten Kammer in Hessen,
fruchtbarer politischer und historischer Schriftsteller. Vgl. Treitschke, Historische
und politische Aufsätze 18S. 143 ff. Steins Briefe an Gagern veröffentlichte
dieser 1833: Mein Anteil an der Politik, Band IV.
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