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Erinnerungen der Karoline v. Rochow geb. v. d. Marwitz Siebentes Kapitel. Umgestaltung in den Landesverhältnissen. Die pietistische Partei. Beim Minister v. Stein

Full text: Vom Leben am preußischen Hofe / Rochow, Caroline von (Public Domain)

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Andrang jeder Persönlichkeit, jeder Anforderung eine Abwehr 
bilden könnte, aber auch ein Organ abgab, um das Nötige treu 
und wahr zu des Herrn Ohren zu bringen. Jedoch Graf Anton 
wurde des Zudranges nicht Herr, vermehrte ihn vielmehr, indem 
sein bekanntes, natürliches Wohlwollen eine noch größere Zahl 
herbeilockte, die sich an ihn um Vermittlung wendete. Es schien, 
als stelle er sich die Aufgabe, dem Könige alles zu hinterbringen. 
Sein Geist erkannte wohl nicht, daß ein einzelner Mensch niemals 
alles durchschauen kann, und eine Natur wie der König besonders 
vor den vielerlei Kleinigkeiten gehütet werden mußte, die ihn zu 
absorbieren und zu zersplittern drohten. 
Seine Teilnahme an den Staatsangelegenheiten, seine Ansicht 
über dieselben schien keine sehr tiefgreifende zu sein; man behauptete, 
daß ihm selbst da, wo er dem Könige entgegentreten wollte, die 
Gründe dafür nicht sehr zu Gebote ständen. Im ganzen war er 
wohl mehr ein Instrument teils des Königs, teils anderer Personen, 
als ein selbständiger Staatsmann; niemand hat aber je das Edle 
seines Sinnes und Willens angezweifelt. Sein aufrichtiges Streben 
nach einem auf Gottesfurcht basierten Leben hat ihm ein sehr 
geliebtes und geachtetes Andenken nicht nur in seiner Familie, 
bei König und Königin, sondern auch in ausgedehnten Freundes- 
kreisen gesichert. Im Jahre 1848 [18. Märzs fiel er mit dem gesamten 
schwachen Ministerium bis zum gänzlichen Verschwinden in seine 
kleine Existenz auf den schlesischen Gütern. Erst viel später erschien 
er, zuerst als Freund, wieder; und, nach des Fürsten Wittgenstein 
Tode [11. April 1851] trat er als Hausminister abermals auf den 
Schauplatz, mit derselben Tätigkeit den König fast permanent um— 
gebend, mit gleichem Eifer zutragend, was ihm vorkam oder aufge— 
geben wurde. Aber es währte nicht lange; ein früher Tod schloß 
seine Laufbahn zum tiefen Bedauern des Königs, aber ohne be— 
deutende Spuren seines staatsmännischen Lebens zu hinterlassen. 
Damals trachtete der hochselige König danach, strengere Geistliche 
und Lehrer zu berufen; und jedenfalls entstanden schon unter seiner 
Regierung die ersten Kämpfe zwischen Nationalisten und Orthodoren. 
Vom Leben am preußischen Hofe. (15) 225 
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Anton 
Stollberg 
in seinen 
imtern 
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