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Erinnerungen der Karoline v. Rochow geb. v. d. Marwitz Sechstes Kapitel. Feste. Heiraten in der Königlichen Familie. Persönlichkeiten im Hof- und Staatsleben

Full text: Vom Leben am preußischen Hofe / Rochow, Caroline von (Public Domain)

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—— * V ——— 
Sie trat als eine sehr hübsche, freundliche, zuvorkommende 
Personlichkeit auf, die nur den angenehmsten Eindruck hinterlassen 
lonnte, zeigte auch den besten Willen, eine gute Frau zu sein, ein 
häusliches Leben zu führen, ja selbst ihrer Bildung nachzuhelfen. 
Wem von beiden Eheleuten dies zuerst langweilig erschien, weiß ich 
nicht; bald begann ein zerrissenes, herumfahrendes Wesen in dieser 
Hauslichkeit Platz zu greifen, bis mit dem Tode des hochseligen 
Konigs der letzte Halt schwand und die Trennung unvermeidlich 
wurde.i 
— 
Ehe 
des Prinzen 
Albrecht 
— —⸗ 
Nun muß ich nachtragend erwähnen, daß die Vermählung 
des Prinzen von Preußen vielleicht den letzten Glanzpunkt bildete 
in dem Herrschere, Familien- und Hofleben des hochseligen Königs. 
Er zog sich von da ab immer mehr in die abgeschlossene Ruhe 
des alternden Mannes zurück. 
Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland waren selbst zu 
dieser von ihnen gewünschten Verbindung nach Berlin gekommen, 
wenn ich nicht irre, zum erstenmal seit ihrer Thronbesteigung mit 
dem damals zehn⸗ oder elfiährigen Thronfolger, zum Entzücken der 
Berliner Bevölkerung. Die Ankunft der ältesten Tochter der ver⸗ 
llärten Königin Luise, aus jenem entfernten, etwas fabelhaften 
dande, erregte die allergrößte Sensation; sie fand ohne die geringsten 
Vorkehrungen von Empfangsfeierlichkeiten statt, aber das hohe Paar 
ward von den Ausbrüchen des höchsten Jubels und der regsten 
Teilnahme auf jedem seiner Schritte begleitet.) 
Der alte, damals noch sehr schön aussehende König erschien 
inmitten dieser zahlreichen blühenden Familie, mit dem kaiserlichen 
Schwiegersohn, der stets eine besondere Deferenz gegen ihn in fein 
äußeres Betragen legte, wie ein Patriarch unter den Fürsten. 
So wurde auch diese Zeit mit dem schönsten, großartigsten Fest 
beschlossen, was vielleicht die neuere Zeit aufzuweisen hat: jenem 
— 
i) Die Ehe wurde im März 1849 geschieden. 
) Vgl. hierzu die anziehende Schilderung bei Gräfin Elise v. Bernstorff, 
a. a. O. II, S. 136 ff. 
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