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Aufstand y, den damals alle die Mächte beschützten, die jetzt ver
suchen, seine Folgen durch die Besetzung des griechischen Thrones
zu töten. Radowitz und seine strengsten Genossen, namentlich Canitz
stellten sie als reine Rebellion gegen die von Gott eingesetzte Obrig⸗
keit hin, und mit wahrem Triumphe sehe ich ihn noch im Jahre
1829 Karl X. hochstellen, als dieser irgendwelche uralte Geistliche
zu „pairs de France“ erhoben hatte und das unglückliche Ministerium
Polignae annahm: „das hieße doch endlich einmal der Revolution
ins Gesicht schlagen!“ — Ich bat ihn, nur ein Jahr zu warten, ob
es dann noch bestehen würde? — und das Jahr 1830 hieß ihn
schweigend über diesen Ausdruck hinweggehen. —
In seinem Dienst und in wissenschaftlichen Verhältnissen er—
warb sich Radowitz die Anerkennung, welche ihn in verhältnismäßig
kurzer Zeit auf die höchste Stufe des Artilleriestabes beim Prinzen
August) erhob.
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Radowitz
Laufbahn
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Weniger fühlte sich wohl der hochselige König von seiner per⸗
sönlichen Einmischung in die Angelegenheiten seiner Schwester?)
angesprochen. Der immer mehr hervortretende, eingreifende Ehr⸗
geiz seines Wesens ließ ihn, namentlich in seinen Beziehungen
zum Kronprinzen, bedenklich erscheinen. So fand man ein gutes
Mittel, ihn von Berlin zu entfernen, indem man ihm den Posten
als Militärbevollmächtigter am Bundestage gab, gleichzeitig eine
Beförderung und Anerkennung seiner unstreitigen Leistungsfähigkeit.
Von ihm und seiner Familie wurde dieser Wechsel mit großer
Freude begrüßt, als der erste Schritt in die Diplomatie, und als
Möglichkeit auf dem sichtbaren Schauplatz der europäischen Politik
sich hervorzutun.
Der Regierungsantritt Friedrich Wilhelms IV. mußte die Hoff
nung zur Erwartung steigern, doch wollte es anfänglich nicht recht
gehen. Einzelne Male nach Berlin berufen, über vieles konsultiert,
R Der griechische Freiheitskampf gegen die Türken, 1821 - 1829.
2) Sohn des Prinzen Ferdinand von Preußen, 1779-1843, Chef der
Artillerie. Vgl. Stammtafel III am Schluß.
2) Der Kurfürstin Auguste von Hessen⸗Kassel, vgl. o. S. 195.
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