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Erinnerungen der Karoline v. Rochow geb. v. d. Marwitz Sechstes Kapitel. Feste. Heiraten in der Königlichen Familie. Persönlichkeiten im Hof- und Staatsleben

Full text: Vom Leben am preußischen Hofe / Rochow, Caroline von (Public Domain)

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Denn da niemand alles wissen kann, so liegt ein gewisser Grad 
von Unwahrheit darin, der meiner Natur stets am widerstrebendsten 
war, und der sich in seinem übrigen Auftreten auch mehr oder 
weniger bekundete. 
Durch seine Mutter mit einigen guten Familien hier im Lande 
verwandt, legte er stets eine Art aristokratischen Anspruchs an den 
Tag. Von seinem Vater war möglichst wenig die Rede und in 
diesem Wenigen eine möglichst vornehme Geburt durchblicken lassend. 
Als er später durch seine Heirat) in der besten Familienver⸗ 
wandtschaft auftrat, dehnte sich die Schwäche dieses Anspruchs auf 
ein ostensibel geführtes Wappen aus, dessen Neuheit jeder Dilettant 
in der Heraldik erkennen konnte, und selbst auf Stammbäume und 
Familienporträts, deren Originalität vielfach aus kleinen Indizien 
bezweifelt wurde. Erst die Revolution von 1848 brachte ihn auf 
das richtige Gefühl in dieser Beziehung zurück, nämlich, seine Ehre 
darin zu suchen, der Schöpfer seines eigenen Geschickes zu sein, 
womit er jedenfalls von vornherein einfacher und würdiger auf⸗ 
getreten wäre. 
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Radowitz 
Cbarakter 4 
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In Gemüt und Herzen muß er Saiten gehabt haben, die mir 
fremd geblieben sind, denn er verstand es, in seiner Familie und 
bei zahlreichen Freunden eine enthusiastische Liebe zu erwecken, die 
ihn bis über das Grab hinaus begleitet hat, eine Gabe, die wohl 
nicht ohne innere Befähigung erlangt werden kann. Man rühmte 
ihn zuerst als vortrefflichen Sohn, da er seine alte Mutter mit 
nach Berlin brachte. Als Ehemann und Vater ist er stets ein 
liebevoller gewesen; er heiratete eine sehr liebenswürdige, uns nahe⸗ 
stehende Verwandte, und vielleicht erschien er in seinen häuslichen 
Verhältnissen peremptorischer, als er es war. In der Erziehung 
seiner Kinder zeigte sich nichts von seiner ausgesprochenen Strenge 
in allen Dingen. 
) Mit der Gräfin Maria v. Voß aus dem Hause Groß,Giewitz, geb. 
April 1807, Tochter des Grafen August Ernst und der Gräfin Luise Karoline 
v. Voß. Nach Radowitz' eigener Aufzeichnung hatte er seine „liebe Marie“ zuerst 
im Mai 1826 im Rochowschen Hause kennen gelernt. (Hassel, a. a. O., S. 34.) 
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