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Religiöse
Einflüsse
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Seine erste Sorge war also, sie zu unterrichten, sowohl in
religiöser wie in anderer Beziehung, da sich einige Ignoranz bei
ihr herausstellte. Der König lehrte ihr auch Kleinigkeiten, z B.
wie man ein Briefkuvert anfertigt, in damaliger Zeit eine not⸗
wendige Kunst, die nicht jeder verstand. Während der ersten Ab⸗
wesenheit des Königs wurde sie sogar dem Kronprinzlichen Hofe zu
ihrer Ausbildung übergeben. Ihre kirchlichen Obliegenheiten durfte
sie nur bei und mit der Kronprinzessin erfüllen; man sagt, der
Konig habe selbst übernommen, ihr Religionsunterricht zu erteilen.
So erlebte er auch noch früher an ihr als an der Kronprinzessin
die Befriedigung ihres Übertritts zur protestantischen Kirche.“)
Für die Kronprinzeß selbst verlor der König dieses Ziel nicht
aus den Augen, wenn er es auch zu der Zeit als es wirklich erreicht
wurde,“) ganz aufgegeben zu haben schien. Daher hatte vielleicht
die Auswahl mancher Persönlichkeiten für die Umgebung des Kron⸗
prinzen ihren Grund in ihrer religiösen NRichtung, von der man
eine Einwirkung auf die Kronprinzessin erhoffte.
Namentlich sagte man dies von dem Grafen Gröben)?, der
als Chef des Generalstabes zum Kronprinzen versetzt wurde und
gleich in die genauesten persönlichen Beziehungen zu ihm trat, die
sich viele Jahre hindurch, trotz späterer Entfernung, erhalten haben,
bis der Graf selbst in späteren Jahren noch zu Stellungen und
Einfluß berufen wurde, denen er mit seiner Eigentümlichkeit vielleicht
aicht gewachsen ist.
In seinem Wesen tritt besonders der Enthusiasmus hervor,
mit dem er alles, Menschen wie Dinge, auf⸗ und umfaßt. Dies
i) Die Fürstin Liegnitz trat 1826 über.
2) 1829.
) Karl Graf v. d. Gröben(Neudörfchen) (1788— 1876), focht 1866 /07
und in den Befreiungskriegen mit Auszeichnung, 1823 Oberst, 1824 General⸗
stabschef des 2. Armeekorps, 1834 Generalmajor, 1842 Generalleutnant,
1843 Generaladjutant Friedrich Wilhelms IV. Er bekämpfte 1849 die Re—
volution in Baden. Seit 1852 kommandierender General des 7. Armeekorps,
18532 1858 Kommandeur der Garde. Anhänger der streng konservativen und
kirchlichen Richtung.
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