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Full text: Vom Leben am preußischen Hofe / Rochow, Caroline von (Public Domain)

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denes Vergnügen in den déjeuners-dansants auftauchte, die dem 
Konige weniger echauffant als die Abendgesellschaften waren. Sie 
bildeten aber keine durchaus angenehme Zugabe der Geselligkeit, 
wenn man um 12 Uhr mittags in vollständiger Toilette, bei großer 
Kalte frierend, ein frühes Diner einnehmen mußte. 
Das erste im Jahr wurde jedesmal für die großen Staats⸗ 
beamten und die Diplomatie gegeben und bildete die einzige Ge— 
egenheit im Jahr, wo der König diese sah und sprach. Dann 
folgten andere, zu denen die übrige Welt der Reihe nach gebeten 
wurde. Da es den König langweilte, stets am Diner⸗ oder Souper⸗ 
tisch mit den Prinzessinnen zu sitzen, so entstand der Witz, daß 
Tische, Plätze und Führer verlost wurden und sich ein buntes 
Durcheinander von jung und alt, bekannt und unbekannt, bildete, 
wobei dem Konig mit einiger Geschicklichkeit immer ein Tisch mit 
hübschen jungen Damen zufiel, wie er denn überhaupt bis in sein 
spätes Alter immer Geschmack an einer Art unschuldiger Cour⸗ 
macherei mit irgend einer jungen Dame fand, die ihm etwas vor⸗ 
zuschwatzen wußte. Selbst seine zweite Heirat) rief darin keine 
Anderung hervor. 
Leider ging diese bequeme Art des Vorschwatzens bis in die 
Regionen des Theaters hinein. Der König liebte es in den Zwischen⸗ 
alten in die Kulissen zu gehen, und so gab es eine Art Relation, 
die ihm wohl manche Gunstbezeugung entlockte, wenn es auch nie 
zu einem Eingriff in seinen sittlichen Charakter kam. Als nun 
später das anfängliche Theatre de societs sich nicht mehr durchführen 
ließ, weil die Anforderungen gestiegen waren und die Darsteller sich 
nicht mehr der Kritik aussetzen wollten, wurden diese Vorstellungen 
im Palais vom Theaterpersonal ausgeführt. Dazu die affrösen 
Ballets dicht vor den Augen, das Erscheinen der Damen im 
Nebenzimmer. 
Auch an großen Maskenaufzügen fehlte es nicht, meist aus 
dem Erfindungsgeist des Herzogs Karl von Mecklenburg hervor⸗ 
behend, und so mochte es wohl für die vergnügte Jugend einige 
) Mit der Gräfin Harrach, späteren Fürstin Liegnitz, 1824, vgl. u. S. 182ff. 
181 
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7. 
Soupers 
bei Hofe
	        
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