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Erinnerungen der Karoline v. Rochow geb. v. d. Marwitz Fünftes Kapitel. Am Hofe des Kronprinzen (etwa 1820-1825)

Full text: Vom Leben am preußischen Hofe / Rochow, Caroline von (Public Domain)

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späteren Jahren des kronprinzlichen Lebens die Vereinigungen ein— 
förmiger und trockener. Zwar zog man Künstler und Literaten 
hinzu, aber da Jugend und Gewohnheit nicht mehr jene unbefangene 
aisance gaben, an die man anknüpfen konnte, blieb der Ton steif 
und fremd. 
In der Kronvprinzeß und Königin entwickelte sich nach und nach 
mehr die Gabe der Konversation, und sie konnte oft mit großer Offen⸗ 
heit sprechen, aber es verschwanden doch auch so manche Themata 
der früheren Lebendigkeit: die Politik beschäftigte die Gemüter mehr 
und mehr, und doch wurde es immer weniger möglich, sie am Tee— 
tisch eines Kronprinzen und Königs zu verhandeln. 
Damals sah man den Kronprinzen, sowohl in Gesellschaft wie 
bei sich, oft, ja meist zerstreut, absorbiert, gedankenvoll-erregt.) So 
harmlos jene Zeit jetzt in der Erinnerung erscheint, so fehlte es in 
ihr doch auch nicht an scharfer Kritik der Gegenwart, an Sorge 
für die Zukunft. Die Regierung schlief gewissermaßen ein, der 
König wurde alt, seine Minister noch mehr. Niemand hatte noch 
Lust und Mut, irgend etwas kräftig anzugreifen. Man suchte nur 
die auftauchenden Fragen niederzuhalten. And doch regte sich von 
allen Seiten der Geist des Anfriedens, der Anforderungen, der 
später nach und nach zu jener bekannten Höhe führte. Jedermann 
begann einzusehen, welch schwere Aufgabe dem Kronprinzen einmal 
erwachsen müßte, wenn man von einer jungen Regierung fordern 
würde, was man einer alten und geehrten im Gefühl ihres Aus⸗ 
löschens nachsah. 
Dem mochte auch wohl so sein. Der Kronprinz war in alle 
Branchen des Staatslebens verwebt, durch Staatsministerium, 
Staatsrat, ständische Angelegenheiten usw. au courant von allem 
erhalten, ohne doch je einen bedeutenden Einfluß zu gewinnen, da 
seine Natur und Auffassung zu sehr mit der seines Vaters kon⸗ 
trastierte, dessen alte Minister und Vertraute nun gar über dieselbe 
— 
Der 
Kronprinz 
— 
—F— 
—cch 
) Vgl. die klassische Charakteristik Friedrich Wilhelms IV. in seiner 
Jugend von Treitschke, Deutsche Geschichte II, S. 118ff. und die Schilderung 
der Gräfin Elise v. Bernstorff, a. a. O., J, S. 316 ff. 
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