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späteren Jahren des kronprinzlichen Lebens die Vereinigungen ein—
förmiger und trockener. Zwar zog man Künstler und Literaten
hinzu, aber da Jugend und Gewohnheit nicht mehr jene unbefangene
aisance gaben, an die man anknüpfen konnte, blieb der Ton steif
und fremd.
In der Kronvprinzeß und Königin entwickelte sich nach und nach
mehr die Gabe der Konversation, und sie konnte oft mit großer Offen⸗
heit sprechen, aber es verschwanden doch auch so manche Themata
der früheren Lebendigkeit: die Politik beschäftigte die Gemüter mehr
und mehr, und doch wurde es immer weniger möglich, sie am Tee—
tisch eines Kronprinzen und Königs zu verhandeln.
Damals sah man den Kronprinzen, sowohl in Gesellschaft wie
bei sich, oft, ja meist zerstreut, absorbiert, gedankenvoll-erregt.) So
harmlos jene Zeit jetzt in der Erinnerung erscheint, so fehlte es in
ihr doch auch nicht an scharfer Kritik der Gegenwart, an Sorge
für die Zukunft. Die Regierung schlief gewissermaßen ein, der
König wurde alt, seine Minister noch mehr. Niemand hatte noch
Lust und Mut, irgend etwas kräftig anzugreifen. Man suchte nur
die auftauchenden Fragen niederzuhalten. And doch regte sich von
allen Seiten der Geist des Anfriedens, der Anforderungen, der
später nach und nach zu jener bekannten Höhe führte. Jedermann
begann einzusehen, welch schwere Aufgabe dem Kronprinzen einmal
erwachsen müßte, wenn man von einer jungen Regierung fordern
würde, was man einer alten und geehrten im Gefühl ihres Aus⸗
löschens nachsah.
Dem mochte auch wohl so sein. Der Kronprinz war in alle
Branchen des Staatslebens verwebt, durch Staatsministerium,
Staatsrat, ständische Angelegenheiten usw. au courant von allem
erhalten, ohne doch je einen bedeutenden Einfluß zu gewinnen, da
seine Natur und Auffassung zu sehr mit der seines Vaters kon⸗
trastierte, dessen alte Minister und Vertraute nun gar über dieselbe
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Der
Kronprinz
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) Vgl. die klassische Charakteristik Friedrich Wilhelms IV. in seiner
Jugend von Treitschke, Deutsche Geschichte II, S. 118ff. und die Schilderung
der Gräfin Elise v. Bernstorff, a. a. O., J, S. 316 ff.
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