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Erinnerungen der Karoline v. Rochow geb. v. d. Marwitz Fünftes Kapitel. Am Hofe des Kronprinzen (etwa 1820-1825)

Full text: Vom Leben am preußischen Hofe / Rochow, Caroline von (Public Domain)

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diesen Tourbillon von fremdartigem Jubel bis in ihre neue Familie, 
hrem imposanten Schwiegervater gegenübertreten? 
Schon aus Zeitz schrieb mein Mann: „Sie ist reizend, hinreißend, 
aber eine Kronprinzeß ist sie nicht!“ And dieser erste Eindruck blieb 
nicht ohne eine gewisse Wahrheit. Es war schwer, ein reizenderes 
sunges Wesen zu finden, als sie es damals war. Die wunder⸗ 
schönsten Augen, die frischeste Jugendblüte, der gewinnendste Aus— 
druck, die Grazie selbst in den eigentümlich schwebenden Bewegungen 
ihres gehemmten Ganges, alles hatte soviel Anziehendes, daß auch 
der strenge König bezwungen war. Weit entfernt, seine natürliche 
Abneigung gegen die katholische Heirat auf ihre Person zu über— 
tragen, schien er sich liebenswürdiger für sie zu zeigen, als ihr 
eigener Bräutigam und Gemahl. Auch die Prinzeß, beglückt durch 
seine, sie überraschende Freundlichkeit, trat ihm unbefangen entgegen, 
and man erhoffte das beste Verhältnis. 
Leider aber entsprach die nächste Folge dem Anfang nicht. Sei 
— daß der Konig, sehr bald über den gehofften Übertritt getäuscht, 
eine rauheren Seiten nach außen kehrte, in denen er wahrlich nicht 
liebenswürdig war, sei es, daß die Prinzeß sich nicht in die allgemeine 
eigentümlich preußische Art finden konnte, die in oft gewöhnlichen 
Scherzen einen wenig ansprechenden Ausdruck fand (deren Humor 
man kennen und verstehen muß, um ihn zu würdigen), dabei 
auch durch das bestehende Verhältnis zwischen dem Kronprinzen 
und seinem Vater von diesem abgezogen wurde. Der Verkehr 
bildete sich fremder und unfreundlicher heraus, als er bei einer 
größeren Anerkennung ihrer gegenseitigen besseren Seiten hätte sein 
lönnen. Ja, es fanden oft äußere Zurücksetzungen gegen die späteren 
Schwiegertöchter statt, die es mehr à tache nahmen, sich liebens- 
würdig zu machen. Dennoch besaß der König genug Scharfblick, 
um die Charakter⸗ und Seelenvorzüge der Kronprinzeß vor anderen 
anzuerkennen, was er gegen seine Vertrauten wohl ausgesprochen 
hat, ohne es doch in seinem äußeren Benehmen erkennen zu lassen. 
Selbst der etwa fünf Jahre später erfolgte Äbertritt der Kronprinzeß 
zur evangelischen Kirche brachte keine günstigere Wendung mehr 
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— 
Kron⸗ 
prinzessin 
Elisabeth 
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