—
C-
I
Karl
y. Nöder
Willisen
2
6 *
⏑
x ⏑
einem langjährigen Vertrauens⸗ und Freundschaftsverhältnis) mit
den Herrschaften, was sich auch nie ganz löste, aber doch nicht der
Probe der Zeit und der verschiedenartigen Richtungen und Auf⸗
fassungen des Lebens vollständig zu widerstehen vermochte, deshalb
aber den tiefsten Einfluß auf den Schluß seines inneren und äußeren
Lebens ausüben mußte.
Als persönlicher Adjutant des Kronprinzen diente damals der
schon erwähnte Karl Röder. Er fing damit an, meinem Mann
zu erklären: „er sähe ihn sehr ungern dem Prinzen attachiert“ usw.,
um einige Zeit darauf mit der ihn charakterisierenden Redlichkeit
einzugestehen, er habe sich in Urteil und Ansicht über ihn geirrt
und nähme jene früheren Äußerungen zurück.
Unter einer größeren Anzahl von Adjutanten, welche, durch das
Generalkommando zu verschiedenen Zeiten ernannt, sich am Hofe
einlebten, wurde eigentlich nur einer bemerkenswert: der jüngere
Willisen?, Bruder des Vielgenannten, der in Holstein ein so
trauriges Ende nahm. Häßlich und unscheinbar, aber klug, angenehm
in der Unterhaltung, theoretisch bis zum Liberalen, mußte wohl eine
Gutmütigkeit des Herzens ihm beiwohnen, wenn sich diese auch nicht
gerade in seiner Geistesart aussprach: genug, er wußte sich dem
ganzen Hofe in verschiedener Weise wert zu machen und Vertrauen
zu erwecken. Namentlich genoß er es beim Kronprinzen oft in
einem hohen, anderen bedenklichen Grade, und wußte Einfluß in
verschiedenen Branchen zu erwerben, z. B. in der Pferdezucht und
Dressur, über die er sich in die wunderbarsten Theorien vertiefte,
ohne es doch je bis zum Reiter bringen zu können; später auch in
der Politik, wo er zeitweise gebraucht wurde, ohne doch je zu einer
1) Für dieses Freundschaftsverhältnis legt auch ein umfassender Brief-
wechsel Zeugnis ab. Rochows Briefe an den Kronprinzen befinden sich im
Königlichen Hausarchiv in Charlottenburg.
—2— Goorß von Willisen, Generaladjutant des Königs und General der
Kavallerie, gest. 1864 als preußischer Gesandter am päpftlichen Hof. Sein
Bruder Wilhelm v. Willisen (1790 - 1879) wurde 1850 bei Idstedt von den
Dänen geschlagen, vgl. o. S. 77, Anm. 2.
156