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Viertes Kapitel.
Hofleben und Geselligkeit in Berlin.
(1815 1825).
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geselliger Beziehung war damals vielleicht das bedeutendste
Haus das des Herzogs von Cumberland.i) Ohne viele
große Feten zu geben, bildete es den Sammelplatz für
die fürstliche Jugend. Der Herzog Karl?), Bruder der Herzogin ),
brachte Leben hinein und alle bedeutenderen Persönlichkeiten aus
dem literarischen, künstlerischen und Staatsleben fanden dort Zu⸗
tritt, ebenso die interessantesten und angenehmsten aus der übrigen
Gesellschaft. Lektüre sowie Diskussionen über allerhand Gebiete
des Lebens verliehen diesen Vereinigungen meist eine angenehme
Belebtheit, ohne daß die Herzogin viel dazu beitrug. Sie hatte
viel erlebt und wußte auch von ihren Erfahrungen zu erzählen,
war aber nicht interessant zu nennen.
Der Herzog, der sich später als König von Hannover durch
seinen Charakter und Sonderbarkeiten einen Ruf erwarb, wurde
im Grunde gefürchtet, und weder geachtet noch geliebt. Schon
aus England ging ihm kein besonderer Ruf voran; man wußte,
1) Herzog Ernst August von Cumberland, geb. 1771, Sohn Georgs ILII.
von Großbritannien, 1837 König von Hannover, gest. 1881. Vor allem be⸗
kannt durch den Verfassungsbruch von 1837.
2) Karl von Mecklenburg. Vgl. o. S. 60, Anm. 1.
3) Herzogin Friederike, geborene Prinzessin von Mecklenburg⸗Strelitz,
(1778 1841), Schwester der Königin Luise, war vermählt: 1793 mit Prinz
Louis von Preußen, 1798 mit Prinz Friedrich zu Solms-Braunfels, 1815
mit Ernst August, Prinz von Großbritannien, Herzog von Cumberland:
1837 wurde sie Königin von Hannover.
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