—
——⸗
A
—
w* —
8
kreis, daß er allein durch gegenseitige Zuneigung und dadurch ent—⸗
standene Nachsicht zusammengehalten werden konnte. Des Groß⸗
vaters ) alte Freunde und Beziehungen entstammten meist den
Landjunkern, machten ihn aber keineswegs unempfänglich für etwas
Neueres. Eine zahlreiche Familie seiner zweiten, auch schon ver⸗
storbenen Frau angehörend, die Familie v. Luck, bestehend aus
den verschiedensten Gliedern: praktischen, tüchtigen, geistreichen, ge⸗
wöhnlichen, poetischen, ja mystischen und daneben konfusen. Alle
bewegten sich im Hause wie in einer Heimat; ebenso die Pfuels,
von denen der eine? durch Phantasie und Geist höchst ausgezeichnet,
und dennoch ebensowenig für das praktische Leben geschaffen
als von den Fesseln der Notwendigkeit und der Grundsätze ge—
halten war.
7
v. Luck
v. Pfuel
ESch
Meiner Schwiegermutter Geschmack lenkte sich der großen und
vornehmen Welt zu, ließ sie aber dort vorzugsweise dasjenige
suchen, was sie Geistreiches und Anregendes in sich haben kann.
Genug, dies Haus bildete eine wahre Schule der Kunst, mit den
verschiedenartigsten Menschen von der Welt leben zu können, und
das Beste aus ihnen zu ziehen, eine Gabe, die in hohem Maße
allen Gliedern der Familie, besonders meinem Manne eigen ge—
worden ist.
Er selbst stand eigentlich zwischen allen diesen Richtungen,
jedoch zog ihn vorzugsweise das aristokratische Wesen der Nochow—
schen Familie an; das Studium der Familien- wie der Landes⸗
geschichte, der inneren Einrichtungen, der alten und der neuen Ver—
fassungen war stets das Hauptinteresse seines Lebens, das ihn damals
an das Landleben fesselte, ihn ebenso sehr mit dem Kreise der
Landjunker wie mit seiner väterlichen Familie verband, ohne ihn
deshalb seinem mütterlichen Hause zu entfremden, dessen lebendige,
literarische Beziehungen ihm die Erholung und Erfrischung des
Lebens boten. Die inneren Landesangelegenheiten nahmen ihn je⸗
1) Friedrich Wilhelm August v. Briest, Rittmeister a. D., geb. 1748,
gest. 1822, Herr der Güter Nennhausen und Bamme im Havellande.
2) Ernst v. Pfuel, General und Staatsmann, vgl. u. S. 121 ff.
115