Scheitern
der Heirats⸗
plaäne
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eine fremde Fürstin mit bedeutendem Anhange vielleicht größere
Macht gewänne; bei Schilden brachte man auch noch eine bekannt⸗
exaltierte Anbetung der seligen Königin in Rechnung, und alle drei
wurden deshalb weder sehr günstig angesehen noch vorteilhaft be⸗
urteilt. Ich glaube, mit Unrecht, und möchte, nach allem was die
spätere Zeit gelehrt hat, annehmen, daß der König selbst, in dem
Wunsch nach Häuslichkeit, eine solche Ehe bequemer fand als mit
einer Fürstin, die mehr äußerlich ausgestattete Formen mit sich
brächte, mehr Rücksichten erfordert haben würde als eine junge
Person, die, gewissermaßen sein Werkzeug, nur für ihn allein da
sein sollte. Daß selbst eine solche eine königliche Existenz als Frau
nie teilen könne, ohne an der äußeren Stellung mit teilzunehmen,
mochte er wohl nicht vorher so berechnet haben als es die Er—⸗
fahrung später zeigte.
Wieviel bei seinen Vertrauten der Wunsch, sich in spezieller
Gunst zu erhalten, darauf eingewirkt haben mag, das AUnpassende
und Anglückliche in dieser Idee zu übersehen, muß ich dahingestellt
sein lassen; jedenfalls kann ich auch nur annehmen, daß des Königs
richtiger Sinn jene ersten Ideen wieder fallen ließ, weil er einen
intriganten Familienanhang argwöhnte und weil er grade eine von
jedem fremden Einfluß abgeschnittene Persönlichkeit suchte.
Dies beseitigte wohl ebenso die Erscheinung der Gräfin Ficquel⸗
monty) mit ihrer Schwester, Gräfin Katherine Tiesenhausen?,
die, wie es schien, um eine Badebekanntschaft zu erploitieren, nach
Berlin kamen. Nebenher wollte letztere auch den vielgesuchten
Prinzen Philipp von Homburg heiraten, und nahm später einen
bedeutenden Platz im Hofhalt der Kaiserin von Rußland ein.
Ein kleines désappointement de coeur mußte der König zwischen
dem allen auch noch erleben, da man wohl Ursache hat, anzunehmen,
daß ein Entschluß in ihm, zugunsten einer jungen Hofdame?) seiner
I Oorothea, geb. 1804, Tochter des Grafen Ferdinand v. Tiesen⸗
hausen, kaiserlich russischen Flügeladjutanten (gest. 1805), vermählt mit dem
russischen Staatsminister Karl Ludwig Grafen v. Fiequelmont (gest. 1857).
2) Geb. 1803, Hofdame der Kaiserin Charlotte von Rußland.
9) Fräulein v. Bergh, spätere Frau v. Prittwitz.
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